2. Bundesliga 2002 - Berichte von den Kämpfen des RVT

7. Kampftag, 5.10.2002: RV Thalheim - DiTiB Türkischer RV Berlin

Stehende Ovationen für RVT-Kämpfer

2. Bundesliga: Thalheim besiegt in einem Thriller der Extra-Klasse den Türkischen RV Berlin mit 18,5:14

Das Lokalderby in Gelenau eine Woche zuvor war schon ein absoluter Krimi, doch was die Emotionen auf und neben der Matte angeht, kann die Begegnung am letzten Sonnabend zwischen dem RV Thalheim und dem Türkischen RV Berlin locker mithalten. Nach einer Berg-und-Talfahrt für die Drei-Tannen-Städter behielten sie in dem hitzigen Gefecht nach zehn Duellen die Nase mit 18,5:14 vorn. 

500 Zuschauer klatschten beim Sieg von Ralph Piterek im vorletzten Kampf stehende Ovationen, als dieser in der Verlängerung mit 1:0 gegen Hikmet Dagdemir gewann.

Die Kampffolge, 1. Halbzeit:

55 kg Freistil: René Sandig -  Erkan Pekcan 4:0 (Schultersieg): Los ging's wie immer mit dem leichtesten Limit. Thalheims René Sandig machte gehörig Druck gegen Erkan Pekcan von den Gästen. Das erste Mal brach bereits Jubel nach nur 85 Sekunden aus, denn René hatte den Berliner auf die Schultern gelegt. - Teamstand 4:0 für den RV Thalheim.

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René Sandig gewinnt bis 55 kg überraschend auf Schultern gegen den schwereren Erkan Pekcan.

120 kg Klassisch: Mirko Schmidt ohne Gegner 4:0 (kampflos): Ohne Superschweren reiste der Türkische RV ins Erzgebirge und gab damit weitere vier Punkte an die Thalheimer Mannschaft ab. - Teamstand: 8:0.

60 kg Klassisch: Thomas Berger - Eren Abdurrahman 2,5:0 (PS 9:4): Fast sah es so aus, als stünde im Bantamgewicht der dritte Vier-Punkte-Erfolg für Thalheim ins Haus - doch weit gefehlt. Der Berliner Eren Abdurrahman verteidigte sich wacker, nachdem Thomas Berger zu Beginn zwei blitzschnelle Schleudern und Würfe auf die Matte gezaubert hatte. Schließlich gelang sogar dem Hauptstädter ein Ausheber. Am Ende hieß es 9:4 für Berger und zweieinhalb Punkt aufs Thalheimer Konto. - Zwischenstand: 10,5:0.

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Hier ein Bild von einem der gefürchteten Würfe von Thomas Berger. Zur technischen Überlegenheit reichte es für den Thalheimer allerdings nicht.

96 kg Freistil: Rüdiger Möhring - Mesut Okcu 0:4 (TÜ 1:16): Mit Mesut Okcu trat der erste wirkliche Trumpf des TRV Berlin in die Mitte des Hexenkessels Sportlerheim. Aufgrund einer Knieverletzung von Heiko Krauß stellte Thalheim bis 96 kg Rüdiger Möhring auf, der mit dem Weltmeisterschaftsteilnehmer dieses Jahres wahrlich keine leichte Aufgabe vorgesetzt bekam. Ein Wertungspunkt gelang dem Thalheimer. Dennoch musste sich "Möhre" nach 4:30 Minuten, zahlreichen Rollen und Beinattacken von Okcu mit 1:16 geschlagen geben. Diese technische Überlegenheit verschaffte den Berlinern die ersten vier Punkte auf ihr Team-Konto. - Stand: 10,5:4.

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Rüdiger Möhring (rot) war gegen Mesut Okcu ohne Chance auf Erfolg. Dennoch hielt er gut gegen.

66 kg Freistil: Heiko Gensicke - René Anlauf 2:0 (PS 4:1): Die letzten drei Kämpfe hatte Heiko Gensicke aus Thalheim knapp gewonnen. Das gab ihm auch Auftrieb für die Begegnung an diesem Abend. René Anlauf von den Gästen konnte er zwar nicht mit einer Beinattacke überraschen, dafür gab's aber insgesamt vier Punkte für Bodenaktionen des Thalheimers - ein knapper Punktsieg auch diesmal wieder für Heiko. - Teamstand zur Pause: 12,5:4.

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Heiko Gensicke (rot) wurde zwar attackiert, konnte aber die entscheidenden Punkte selbst erzielen.

Ähnlich, nur umgedreht, wie im Gelenau-Kampf lagen nun die Thalheimer scheinbar uneinholbar in Front. Die zweite Halbzeit sollte dennoch ein Thriller erster Güte werden, denn die Berliner hatten sich alles andere als aufgegeben.

2. Halbzeit:

84 kg Klassisch: Sven Zimmermann - Erdogan Yildirim 0:4 (TÜ 0:15): Zunächst kam Erdogan Yildirim von den Gästen zum Zug. Er zog gegen Thalheims Sven Zimmermann Ausheber aus der Bodenlage am laufenden Band Rollen und Ausheber. Diese wurden nach Meinung vieler jedoch zu hoch vom Kampfrichter bewertet, so dass Yildirim nach viereinhalb Minuten als Überlegenheitssieger von der Matte ging. -  Zwischenstand: 12,5:8.

66 kg Klassisch: Dominic Förster - Jambul Phutkaradze 0:2 (PS 0:2): Dominic Förster hatte im siebenten Kampf des Abends mit Jambul Phutkaradze keinen geringeren als den amtierenden georgischen Meister zum Gegner. Kaum Angriffsfläche wurde dem Thalheimer geboten, der aber außer zwei Ein-Punkt-Rollen alle Angriffsversuche des Spitzenringers aus Berlin verpuffen ließ. Zwei knapp errungene Zähler kamen aufs Berliner Team-Konto. - Stand: 12,5:10.

84 kg Freistil: Jesko Schröter - Bülent Dagdemir 0:4 (TÜ 2:17): Die Spreestädter waren gefährlich nah gekommen. Beim RVT wusste man allerdings auch, dass der Kampf bis 84, Freistil kaum Punkte für die Erzgebirger versprach. Jesko Schröter vom RVT traf auf den Star-Einkauf der Berliner in dieser Saison: Bülent Dagdemir, der im vorigen Jahr noch beim KSV Köllerbach in der ersten Bundesliga rang. 
Dieses Duell wurde zum wahren "Skandal"-Kampf des Abends, wenn man die Zuschauerreaktionen als Maßstab nimmt. Durch Kopfstoßen wurde Jesko Schröter verletzt und musste ständig behandelt werden. In der Zwischenzeit fuhr Dagdemir immer wieder Beinattacken, die Jesko zwar zu kontern versuchte, aber - auch aufgrund einiger zweifelhafter Entscheidungen - nur wenig Erfolg hatte. 30 Sekunden vor dem Ende gewann Dagdemir die letzten zwei Punkte zur technischen Überlegenheit.
Unter einem Pfeifkonzert bekam der TRV Berlin vier Zähler im Gesamtstand gutgeschrieben.  - Stand: 12,5:14.

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Sichtlich gezeichnet ist Jesko Schröter (rot) vom Kampf gegen Bülent Dagdemir.

74 kg Freistil: Ralph Piterek - Hikmet Dagdemir 2:0 (PS 1:0 n.V.): Die vorletzte Begegnung dieses Abends war ein echter Psycho-Krieg. Keiner der beiden Akteure wagte eine falsche Begegnung - zu groß war das Risiko, damit seine Mannschaft ins uneinholbare Hintertreffen geraten zu lassen. Sechs Minuten lang gab es keinen Punkt und die Verlängerung musste entscheiden. Ralph Piterek war hier der mutigere Ringer. Nach sage und schreibe 8:25 Minuten gelang ihm die entscheidende Aktion und der erlösende Punkt zum knappen Punktsieg in der Verlängerung.
Dafür zollten die Fans im Stehen ihren Applaus, denn nun war der RVT wieder mit einem halben Punkt vorn.  - Stand vor dem letzten Kampf: 14,5:14 für den RV Thalheim.

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Ralph Piterek (rot) und Hikmet schenkten sich keinen Millimeter.

74 kg Klassisch: Petr Bielesz - Sedat Dagdemir 4:0 (Schultersieg): Noch war der Kampf natürlich nicht gewonnen, auch wenn man in der Drei-Tannen-Stadt weiß, dass Petr Bielesz beim RVT eine echte Bank ist, wenn es ums Punkteholen geht. Schließlich war da auch noch die Beinahe-Niederlage von Petr gegen Sedat Dagdemir aus dem letzten Jahr in Erinnerung.
Diesmal gab sich Petr keine Blöße. Zunächst wurde im Stand geackert. Kurz darauf musste Dagdemir wegen Passivität in die Bodenlage. Alle erwarteten nun wohl einen Ausheberversuch von Bielesz, doch mit der Aktion, die Petr nun zog, hatte wohl selbst der Berliner nicht gerechnet. Ein Seitenaufreißer beförderte Dagdemir innerhalb von nur 70 Sekunden auf beide Schultern. Ein Pfiff des Schiedsrichters zum Kampfabbruch und das Sportlerheim stand Kopf. Petr Bielesz genoss den Sieg sichtlich erleichtert und ließ sich feiern. Vier Team-Zähler gingen aufs Thalheimer Konto. Der Endstand von 18,5:14 setzte den Schlusspunkt unter einen dramatischen Abend. - Endstand 18,5:14 für den RV Thalheim.

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Petr Bielesz setzt im Boden zum Seitenaufreißer an ...

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... und legt Sedat Dagdemir nach wenigen Sekunden auf die Schultern

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Vor Freude trägt Trainer Jochen Schwarzer seinen Schützling über die Matte.

Stimme(n) zum Kampf:

Ralph Piterek (74 kg, Freistil, Thalheim): "Hikmet ist in Berlin mein Trainingspartner. Wir kennen unsere Kampfstile in- und auswendig, mehr Risiko hätte ich deshalb nicht gehen können. Dass es in der Verlängerung mit dem Angriff geklappt hat, war einfach wunderbar."

Holger Hähnel, 6.10.02