2. Bundesliga 2003 - Berichte von den Kämpfen des RVT

9. Kampftag, 18.10.2003: RV Thalheim - KG Auerbach/Chemnitz

Glück des Tüchtigen bei Thalheim

14:12,5-Erfolg des RVT im Spitzenduell über Auerbach stand kurz vor dem Abbruch

Es war einer der Kämpfe, an die man sich wohl auch in Jahren noch erinnern wird: der Spitzenkampf in der 2. Bundesliga zwischen dem RV Thalheim und der KG Auerbach/Chemnitz. Ein Hitchcock-Krimi hätte kaum besser inszeniert werden können, denn nachdem die Gastgeber zur Pause weit zurücklagen, gelang die Aufholjagd und schließlich der Sieg gegen die bis dahin ungeschlagenen Auerbacher.
Leider gab es auch unschöne Szenen. Im Duell des Abends bis 74 kg (Freistil) stürmten einige der Gästeringer auf die Matte, als Ralph Piterek dem Auerbacher Ramazan Aydin die erste Saisonniederlage beibrachte. In dieser dramatischen und tumultartigen Phase stand der Kampf kurz vor dem Abbruch.

"Wieder hat uns die geschlossene Mannschaftsleistung den Sieg gebracht. Wir hatten das Glück des Tüchtigen, aber das gehört dazu", freute sich RVT-Trainer Jochen Schwarzer mit einer hörbar lädierten Stimme. Einher mit dem neuen Zuschauerrekord von 1100 Fans am Mattenrand ging auch ein neues Maß an Lautstärke, so dass es die Betreuer natürlich umso schwerer hatten, ihren Schützlingen Hinweise zukommen zu lassen. Sichtlich enttäuscht waren die Auerbacher. "Es waren zwei Halbzeiten. Die erste lief für, die zweite gegen uns", meinte Trainer Armin Höfer von der Kampfgemeinschaft. In der Tat hätte zur Pause beim Stand von 2:8,5 wohl kaum jemand eine große Summe auf die Drei-Tannen-Städter gewettet.

Mit diesem "Erzgebirgshammer" ging auch die Hinrunde in der 2. Bundesliga zu Ende. Die Thalheimer haben allerdings gar nicht viel Zeit, die eben errungene Herbstmeisterschaft zu feiern, denn schon am nächsten Wochenende geht es im Sportlerheim wieder auf die Matte. Zum Rückrundenauftakt tritt der AC Taucha im Zwönitztal an.

Die Kampffolge RVT - SVA:

55 kg Freistil: René Sandig - Robert Weber 0:2 (PS 6:10): Schon das erste Duell riss die Fans von den Sitzen. Mehrmals wechselte die Führung zwischen René Sandig und Robert Weber. Der Thalheimer holte seine Punkte mit Kontern, doch kurz vor dem Ende riss Weber den Kampf mit seiner guten Physis und einer energischen Kopfrolle noch herum. - Stand im Mannschaftskampf: 0:2 für Auerbach.

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Am Boden gab René Sandig (unten) kaum etwas gegen Robert Weber ab. Kräftemäßig war der Auerbacher jedoch einen Tick besser und holte sich den Sieg in der letzten Kampfminute.

120 kg, Klassisch: Mirko Schmidt - Milan Crep 0:2 (PS 0:1): Trotz einer Knieverletzung ging für Auerbach Milan Crep auf die Matte. Gegen Mirko Schmidt vom RVT war der Tscheche ständig aktiver und bekam daher eine Verwarnungs-Eins, die zum nächsten knappen Punktsieg für Auerbach reichte. - Stand: 0:4.

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Mirko Schmidt (rot) konnte im Boden sicher gegenhalten. Zu wenig Akzente setzte er jedoch im Stand und schaffte es nicht, dass auch Milan Crep einmal in die Unterlage musste.

60 kg, Klassisch: Thomas Berger - Senol Aydin 0:2,5 (PS 0:6): Die sechs Punkte für Auerbachs Senol Aydin fielen gleich in den ersten Sekunden des Federgewichtsvergleichs mit Thomas Berger. Da kam der Thalheimer nicht mehr heran. - Stand: 0:6,5.

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Senol Aydin (blau) täuscht gegen Thomas Berger einen Verkehrten Ausheber an und überschiebt dann seinen Gegner, was ihm zwei Punkte einbringt.

96 kg, Freistil: Ronny Fritz - Markus Weiß 2:0 (PS 3:0): Im vierten Kampf gelang den Thalheimern endlich der erste Sieg. Ronny Fritz beherrschte den Auerbacher Markus Weiß zwar sicher, konnte aber nur kleine Wertungen erzielen, so dass aus dem erhofften Vier-Punkt-Erfolg für den RVT nichts wurde. Auerbach hingegen war mit dieser knappen Niederlage sichtlich zufrieden. Ihr Schachzug, Weiß ins Schwergewicht und Dagdemir ins Mittelgewicht zu stellen, schien aufzugehen. - Stand: 2:6,5.

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Ronny Fritz (links) konnte kaum Beinangriffe gegen den clever verteidigenden Markus Weiß durchbringen.

66 kg, Freistil: Heiko Gensicke - Michael Schütz 0:2 (PS 0:3): Der ehemalige Erstligaringer Michael Schütz baute die Auerbacher Führung im letzten Kampf vor der Pause wieder aus. Schnelle Freistilaktionen sicherten ihm ein 3:0 gegen Heiko Gensicke. - Stand zur Pause: 2:8,5.

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Michael Schütz (oben) versucht im Freistil einen Einsteiger gegen Heiko Gensicke anzusetzen.

2. Halbzeit:

84 kg, Klassisch: Heiko Heinemann - Robby Eichhorn 2:0 (PS 2:1): Nach einem Ausheber des Ex-Thalheimers Robby Eichhorn und der damit verbundenen 1:0-Führung sah es ganz so aus, als könnten die Auerbacher ihren Vorsprung weiter ausbauen. Doch Heiko Heinemann auf Thalheimer Seite war hellwach. Er fing eine Rolle von Eichhorn ab und gewann dadurch mit 2:1. - Stand: 4:8,5. 

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Am Boden will Heiko Heinemann (rot) eine Rolle gegen Robby Eichhorn ziehen.

66 kg, Klassisch: Dominic Förster - André Kermes 4:0 (TÜ 15:0): Sein Soll erfüllte Dominic Förster im Leichtgewicht ganz und gar. Die vier Mannschaftszähler waren nach nur 100 Sekunden durch mehrere Ausheber und Würfe gegen André Kermes eingefahren. Nun stand die Halle Kopf, denn die RVT-Fans wussten, dass ein Sieg doch noch möglich ist. - Stand: 8:8,5.

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Dominic Förster (rot) zieht einen Wurf gegen André Kermes.
 

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Hier gelingt dem Thalheimer noch eine Aktion aus dem Boden.

84 kg, Freistil: Jesko Schröter - Bülent Dagdemir 0:4 (TÜ 0:16): Jesko Schröter hatte diesmal mit Bülent Dagdemir den stärksten Auerbacher erwischt. Der mehrfache Deutsche Meister setzte von Anfang an alles auf seine Beinangriffe, mit denen er dem Thalheimer Punkt um Punkt abnahm. Jesko wehrte sich tapfer, musste aber 30 Sekunden vor Ablauf der sechs Minuten Kampfzeit die technische Unterlegenheit hinnehmen. - Stand: 8:12,5.

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Jesko Schröter (rot) will gegen Bülent Dagdemir mit einer Kopfschleuder kontern, bekommt dafür aber keine Wertung.
 

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Dagdemir zeigte im Boden sein ganzes Repertoire. Anhand dieses Bildes möchte man jedoch meinen, dass auch der Auerbacher fast in der gefährlichen Lage ist.

74 kg, Freistil: Ralph Piterek - Ramazan Aydin 2:0 (PS 8:5): Die letzten beiden Kämpfe mussten nun das Lokalderby entscheiden. Die meisten Emotionen an diesem Abend rief die Begegnung zwischen Ralph Piterek und Ramazan Aydin hervor. Zunächst ging Ralph per Beinangriff 1:0 in Führung. Dann kam "Rami" mit einer Rolle auf 1:1 heran. Nach einer Kopfrolle von Aydin stand es 5:3 für den Auerbacher, der sich 40 Sekunden vor Schluss schon als Sieger fühlte. Der unbändige Siegeswille von Ralph Piterek war es, der die Wende brachte. Ein Beinangriff - Stand 4:5. Noch 30 Sekunden. Wieder greift der Thalheimer an. In der Zone fällt Aydin nach hinten um, worauf "Ralle" eine Drei erhält. Einige Auerbacher wollen es nicht wahrhaben und betreten die Matte.
Nachdem sich die Situation wieder etwas beruhigt hat, muss Aydin in den Boden. Scheinbar weiß er auf den Rückstand nur eine Antwort: unerlaubtes Kopfstoßen. Dafür bekommt der Auerbacher eine Verwarnung. Die letzten zehn Sekunden laufen herunter und Ralph reißt zusammen mit den RVT-Fans die Arme hoch. 
Wer gedacht hätte, damit sei Friede eingekehrt, der irrte. Wieder stürmte Aydins Bruder Senol auf die Matte und löste einen riesigen Tumult aus. Folgerichtig erhielt der Auerbacher von Kampfrichter Uwe Richter die gelbe Karte. - Stand: 10:12,5.

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Ralph Piterek holt hier seine erste Eins gegen Ramazan Aydin.
 

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Ordner und Betreuer mussten Schwerstarbeit leisten, um die Situation gegen Ende des Weltergewichtsgefechts wieder zu beruhigen.

74 kg, Klassisch: Petr Bielesz - Steffen Richter 4:0 (TÜ 19:0): Ausgerechnet der langjährige Thalheimer Steffen Richter hatte im letzten Duell die Aufgabe, nicht mehr als vier Zähler abzugeben, denn dann hätte es für Auerbach noch zum Gesamtsieg gelangt. Petr Bielesz auf der Seite des RVT wollte natürlich genau das Gegenteil: einen Sieg, so hoch wie möglich. 
Der 32-jährige Tscheche ließ sich auch nicht lange bitten und ackerte im Stand, bis Richter in den Boden musste. Zur Pause lag Bielesz schon mit 6:0 vorn. Wäre es dabei geblieben, hätte das ein Unentschieden im Mannschaftskampf bedeutet. Doch die Thalheimer wollten mehr. Wieder musste Richter "par terre". Zwei sensationelle Würfe, für die es die Höchstpunktzahl Fünf gab, stellten die umjubelte technische Überlegenheit für den RVT-Athleten her. - Endstand: 14:12,5.

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Petr Bielesz wirft Steffen Richter mit hoher Amplitude und bekommt dafür einer Fünfer-Wertung.
 

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Der RVT-Athlet schafft noch einen Wurf und stellt die technische Überlegenheit und damit den Thalheimer Mannschaftssieg sicher.

 

Jochen Schwarzer trägt Petr Bielesz - [KLICK zum Vergrößern]

Die Auerbacher waren von der Niederlage sichtlich enttäuscht - [KLICK zum Vergrößern]

Verabschiedung der Mannschaften - [KLICK zum Vergrößern]

Robert Weber hebt René Sandig aus - [KLICK zum Vergrößern] Milan Crep versucht einen Hüftangriff - [KLICK zum Vergrößern]
Ronny Fritz in der Oberlage gegen Markus Weiß - [KLICK zum Vergrößern] Michael Schütz attackiert Heiko Gensicke - [KLICK zum Vergößern] Robby Eichhorn will Heiko Heinemann werfen - [KLICK zum Vergrößern]
Jeder der beiden Leichtgewichtler will sich im Stand die Fassart erkämpfen - [KLICK zum Vergrößern] Bülent Dagdemir hebt Jesko Schröter am Bein aus. - [KLICK zum Vergrößern] Der Ex-Thalheimer Steffen Richter (blau) im Nahkampf mit Petr Bielesz - [KLICK zum Vergrößern]

Holger Hähnel, 19.10.03. Zusätzliche Bilder: Lutz Ziegert.