Albrechts und Sömmerda ziehen ihre Teams zurück

Nur noch neun Teams in der 2. Liga

Die Ringer des SV Albrechts haben dieses Jahr eine große Feier vor sich, der Verein wird 100 Jahre alt. Doch nun die Ernüchterung, der Vorstand entschloss sich, die 1. Mannschaft aus der 2. Bundesliga-Ost zurückzuziehen. "Es waren vor allem personelle Gründe", schob Trainer Andre Brodrecht diese Entscheidung vor allem auf die dünne Personaldecke. "Wir haben viele verletzungsbedingte Ausfälle und die jungen Sportler sind noch nicht so weit um die gestandenen Bundesligarecken zu ersetzen", weiß Brodrecht, ein ehemaliger Spitzenringer, der nach einem Bandscheibenvorfall nicht mehr ringen darf. "... und für Neueinkäufe fehlt uns einfach das Geld", ist es zudem die angespannte finanzielle Lage des Vereins, die zu dieser Entscheidung führte.

"Wir fangen mit unseren jungen Ringern in der Oberliga Thüringen neu an und wollen uns später zu einer guten Regionalligamannschaft vorarbeiten", hat der Trainer aus der Thüringischen Ringerhochburg schon die Ziele vor Augen.  Die 2. Bundesliga-Ost geht nun mit neun Teams an den Start, das Saisonziel 'Klassenerhalt' ist damit für potentielle Anwärter bereits abgehakt, denn einen Absteiger gibt es damit nicht mehr.
Auch der SV Sömmerda verkündete den Rückzug der 1. Männermannschaft. Im vergangenen Jahr stiegen die Thüringer nach nur einjährigem Gastspiel aus der 2. Bundesliga ab, nachdem man die gesamte Saison über sieglos blieb. Nun plant man in Sömmerda einen Neubeginn in der Oberliga Thüringen.

Doch die beiden Teams müssen nicht die letzten Mannschaften bleiben, die diesen Schritt bis zum Saisonstart im August macht, auch in Greiz (1. Bundesliga-Nord) kämpft man noch um Sponsoren, in Aue (1. Bundesliga-Nord) gibt es noch personelle Sorgen und auch dem AC Taucha (2. Bundesliga-Ost) werden große Finanznöte nachgesagt. Der KSV Aalen (1. Bundesliga-Süd) wurde zum Ende der vergangenen Saison mit einer Finanzspritze der Stadt von beträchtlichem Ausmaß gerettet, Werdau (1. Bundesliga-Nord), Unterelchingen (2. Bundesliga-Süd), der AC Heusweiler (2. Bundesliga-West) und Schorndorf (1. Bundesliga-Süd) blieb ähnliche Hilfe versagt, alle Teams stiegen während der Saison aus. Der KFC Leipzig (1. Bundesliga-Nord), der ASV Mainz (2. Bundesliga-West) und der KSV Wiesenthal (2. Bundesliga-Süd) nahmen ihr Abstiegsrecht als Neunte wahr und stiegen freiwillig ab, der AC Goldbach stieg als Meister der 2. Bundesliga-West gar nicht erst auf und wurde dafür in die höchste, hessische Landesklasse zurückgestuft. Die stärkste Liga der Welt - nur noch eine Wasserblase die zu platzen droht... ?

Kommentar

Die stärkste Ringerliga der Welt vor dem Aus?

Die Ringer haben in Deutschland große Traditionen, gehörten bis zum zweiten Weltkrieg nach den Turnern zu den stärksten Verbänden. Ringer Carl Schumann (Berlin) holte 1896 in Athen eine der ersten olympischen Goldmedaillen der Neuzeit - er gewann damals im Turnen und Ringen.
Doch nach 1945 versanken die Mattenkämpfer immer mehr im Schatten anderer Sportarten. Zwar konnten die Ringer in Ost und West mit einigen Ausnahmeathleten internationale Spitzenleistungen erkämpfen, profitierten nach der Wende auch vom Zusammenschluss, doch fehlen in den letzten Jahren auch Erfolge bei internationalen Meisterschaften.

Das Gegenteil in der Ringer-Bundesliga, sie zählt als die stärkste der Welt und liest man die Namen in den Teams von Schifferstadt, Aalen, Köllerbach oder Luckenwalde, muss man eingestehen, dass dies auch so ist. Von August bis Dezember tummelt sich die Weltspitze auf Deutschlands Ringermatten, bringen schon Vereine der Regionalligen hochkarätige Ringer an den Start, so sind in den Spitzenteams kaum noch deutsche Namen zu hören. Doch diese Blase scheint nun zu platzen, die Schar der Weltklasseathleten ist kaum mehr zu finanzieren. Eine Reißleine der Vereine ist dabei der Rückzug der Männermannschaften aus der Bundesliga. Und traut sich dann doch eine Mannschaft mit Eigengewächsen in die Eliteliga, wird sie zwischen den großen Mühlsteinen zermalmt. Kein Wunder also, wenn immer mehr Teams einen Spitzenkampf lieber verlieren um nicht in Gefahr zu geraden, aufsteigen zu müssen, zudem immer mehr Vereine ihre Mannschaften aus dem Bundesligabetrieb zurückziehen.

Jüngste Beispiele: der KSV Haslach i.K. (1. Bundesliga-Süd), der TRV Berlin und der SV Albrechts (beide 2. Bundesliga Ost) zogen ihre Teams zurück. Doch das ist nur die Spitze des Eisberges, den meisten Vereinen geht es wirtschaftlich richtiggehend schlecht, merkt man die schwache Konjunktur in Deutschland wohl auch bei den Randsportarten zuerst. Eine ganze Rückzugswelle ist wohl zu befürchten. Dem DRB sind die Hände gebunden, "eine Ausländerbeschränkung ist rechtlich nicht durchsetzbar, eine Selbstbeschränkung Sache der Vereine", muss Bundesligareferent Martin Daßler auf die Vernunft der Vereinsvorstände hoffen. Doch so lange der fertige Weltmeister billiger ist, als über Jahre hinweg Nachwuchs zu entwickeln und zu hoffen, das es einer schafft, zudem der schnelle Erfolg benötigt wird, sind die Funktionäre wohl in der Zwickmühle.

Jörg Richter, Sachsenringer (13.4.03)
(Anfragen unter 0160-97972660)