Nachruf

Der Ringerverein Thalheim trauert um Werner Rosowski. Der aus der Drei-Tannen-Stadt im Erzgebirge stammende Rosowski zählte zu den erfolgreichsten Ringern der DDR in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Im Alter von 70 Jahren erlag Werner Rososwki am 28. September 2004 einem Krebsleiden. Erst im Mai hatten ihn die Zweikämpfer des RV Thalheim anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Ringen in Thalheim" zum Ehrenmitglied ernannt. Werner war noch zu Beginn der Zweitligasaison 2004 bei mehreren Heimkämpfen seines alten Vereins im Erzgebirge zu Gast.

Geboren am 29. Oktober 1933 in Thalheim begann Rosowski achtjährig bei Rudolph Drechsel mit dem Ringen sowie dem Gewichtheben. In den ersten beiden Jahren fanden für ihn noch keine Wettkämpfe statt, da diese erst mit Eintritt in die Hitler-Jugend ab einem Alter von zehn Jahren durchgeführt wurden. Im Übungslokal Selig zeigte sich schnell der Ehrgeiz des jungen Werner, von dem Rudolph Drechsel später immer in den höchsten Tönen sprach.

In der schweren Nachkriegszeit trainierte er noch eine Zeit lang bei Drechsel und übernahm schließlich sogar teilweise selbst die Leitung der Übungsstunden. Nachdem Rosowski mit 15 Jahren zusätzlich in Gornsdorf unter den Fittichen von Kurt Stöckel stand und auch für den Nachbarort die Wettkämpfe bestritt, häuften sich die Erfolge. Im April 1951 qualifizierte er sich als Sachsenmeister der Jugend beim Turnier in Gelenau für die DDR-Meisterschaften. Dort schlug er dann im gleichen Jahr die komplette Spitze seiner Altersklasse und holte den Titel für die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Konsum Meinersdorf.

Der 5. Februar 1953 markierte für den Erzgebirger einen neuen Lebensabschnitt. Der Wechsel zur BSG Chemie Leuna, aus der wenige Zeit später der Sportclub Halle-Leuna wurde, bedeutete einen weiteren Aufstieg. Mitte der Fünfzigerjahre war er im Welter- und später im Mittelgewicht, stärkster DDR-Ringer in beiden Stilarten. Davon zeugen die vier DDR-Meistertitel im Männerbereich 1954 und 59 im freien Stil sowie 1955 und 56 im griechisch-römischen Ringkampf. 1954 fanden in Suhl die vorerst letzten gesamtdeutschen Titelkämpfe statt, bei denen er hinter dem späteren Vize-Weltmeister Anton Mackowiak (Dortmund) und Hans Böse (Untertürkheim) Dritter im klassischen Stil des Weltergewichts wurde.

1956 bot sich für Rosowski zum ersten Mal die Möglichkeit, die Qualifikation für die Olympischen Spiele zu schaffen. Sportlich war er dazu allemal in der Lage, doch ein ganz und gar unsportliches Vorgehen beim Ausscheid verhinderte einen Start. Zu den Kämpfen, die damals gemeinsam mit westdeutschen Athleten ausgetragen wurden, sollte sich Rosowski gegen den Jenaer Tischendorf ”spätestens in der zweiten Minute hingelegt haben“, erinnerte sich der damals 22-Jährige noch Anfang dieses Jahres. Hätte Rosowski, der Verwandtschaft im Westen Deutschlands und der Schweiz besaß, diese vom Verband kommenden Anweisungen nicht befolgt, wäre das gleichbedeutend mit dem Ende seiner Karriere gewesen. 

Das Leistungsniveau hielt er bis Ende der 50er Jahre. 1959 wurde zum erfolgreichsten Jahr, als er sowohl die offenen internationalen Irischen Meisterschaften gewann, als auch Siebenter bei den Weltmeisterschaften in Teheran wurde. 1960 standen die Olympischen Spiele in Rom an. Nach dem zweiten Platz bei einem Qualifikationsturnier in Danzig standen die Zeichen für eine Fahrt nach Italien nicht schlecht, doch erneut wurde Rosowski bei den Deutschland-internen Ausscheidungskämpfen ausgebremst. 

Was den Hochleistungssport anging, war nun die Zuversicht der Resignation gewichen. In der Folge wendete sich der mittlerweile 27-Jährige verstärkt der Trainertätigkeit zu. In Halle und Leuna bildete er bis 1980 und später noch einmal von 1991 bis 2002 beim TSV Leuna 1919 Ringer aus. 

Der Ringerverein Thalheim wird Werner Rosowski als stets zuvorkommenden und aufrichtigen Menschen in Erinnerung behalten. 

Holger Hähnel, 17.10.2004

Bilder von Werner Rosowski

Werner Rosowski zu seinen Glanzzeiten - [KLICK zum Vergrößern!]
Werner Rosowski zu seinen Glanzzeiten in der 50er Jahren

Werner Rosowski (Mitte) mit Kurt Stöckel (links) und Fredo Auerswald 1952 in Gornsdorf. - [KLICK zum Vergrößern!]
Werner Rosowski (Mitte) mit Kurt Stöckel (links) und Fredo Auerswald 1952 in Gornsdorf

Werner Rosowski wurde Dritter bei den gesamtdeutschen Meisterschaften 1954. - [KLICK zum Vergrößern!]
Werner Rosowski wurde Dritter bei den gesamtdeutschen Meisterschaften 1954.

Rosowski wurde zur 100-Jahr-Feier Ehrenmitglied im Ringerverein Thalheim. - [KLICK zum Vergrößern!]
Rosowski wurde zur 100-Jahr-Feier Ehrenmitglied im Ringerverein Thalheim.