Seelenbinder-Doku mit Ralph Piterek

RVT-Athlet spielt in "Ein Ringer gegen Hitler" mit - Ausstrahlung am 6. Dezember im RBB

Werner Seelenbinder. - [KLICK zum Vergrößern!]Bereits im Sommer dieses Jahres trat ein Thalheimer Ringer auf einem Gebiet in Erscheinung, so gar nichts mit Bundesligawettkämpfen seines Vereins zu tun hat. Der 74-kg-Frestiler des RVT, Ralph Piterek, war damals als "Double" in einem Musikvideo der deutschen Rockband Rammstein zu sehen. Kurz vor Weihnachten hat Piterek nun seinen zweiten Auftritt in bewegten Bildern. Am 6. Dezember strahlt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) um 22.15 Uhr eine Dokumentation über den Ringer Werner Seelenbinder (1904 bis 1944) mit dem Titel "Ein Ringer gegen Hitler" aus. Ralph Piterek und Holger Kühn vom SV Preußen Berlin stellen darin in Orginal-Trikots der Dreißigerjahre Techniken und Kampfszenen nach.

Zunächst waren die Fernsehmacher auf Holger Kühn aufmerksam geworden, der an der Humboldt-Universität in Berlin seine Magisterarbeit über den Arbeitersport in Deutschland verfasste. Mit seinem für Thalheim kämpfenden Trainingskameraden stand Kühn dann ganze fünf Stunden lang beim Dreh auf der Matte. Der RBB mietete dafür extra die Ringerhalle des SV Preußen. Die Aufnahmen sollen der Dokumentation eine lebendige Illustration sein, gibt es doch von Seelenbinder selbst so gut wie kein originales Filmmaterial.

Werner Seelenbinder bei einer Kampfszene. - [KLICK zum Vergrößern!]Werner Seelenbinder war einer der erfolgreichsten Schwerathleten im Dritten Reich. Er wurde sechsmal Deutscher Meister und war bei den Olympischen Spielen 1936 eine Medaillenhoffnung der Nationalsozialisten. Werner Seelenbinder war aber auch ein Widerstandskämpfer, ein Kommunist. Er führte ein Doppelleben: Einerseits errang er mit dem Hakenkreuz auf der Brust Sieg um Sieg für Deutschland, andererseits nutzte er seine nationalen und internationalen Kontakte und Reisemöglichkeiten zur Unterstützung der verbotenen KPD. 1942 wurde Seelenbinder verhaftet, 1944 schließlich hingerichtet. In der DDR wurde er verehrt, verklärt und überhöht, in der Bundesrepublik vergessen. Der Film von Jürgen Buch und Thomas Zimolong möchte ein kritisches Porträt dieses außergewöhnlichen Ringers zeichnen.

Am Sonnabend wird Ralph Piterek wieder als Ringer im Bundesligateam des RV Thalheim gegen Potsdam auf der Matte stehen. Möglicherweise muss er bei der sich anschließenden öffentlichen Weihnachtsfeier dem ein oder anderen Fan auch etwas von seinen neuerlichen Fernsehaktivitäten erzählen.

Holger Hähnel, 30.11.2004