Der Ringerverein Thalheim trauert um Kurt Stöckel. Ein Leben lang war
der Erzgebirger dem Ringkampf als Aktiver, als Sektionsleiter, als Präsidiumsmitglied des Deutschen Ringer-Verbands
der DDR sowie als Ehrenmitglied des Vereins in der Drei-Tannen-Stadt treu
geblieben. Kurt Stöckel starb am 16. Juli 2005 nach schwerer Krankheit im
Alter von 86 Jahren.
Der Gornsdorfer Kurt Stöckel wurde am 12. April 1919 geboren. Als 10-Jähriger
begann er bereits 1929 in der Ringerabteilung des Arbeiter-Athleten-Bundes
in seiner Heimatgemeinde mit dem Sport, der sein Leben bestimmen sollte.
Dort rang er als Kind in der Jugendmannschaft, die 1932
Bezirks-Mannschaftsmeister wurde.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933
wurde der Verein - wie auch jener in Thalheim - zwangsaufgelöst.
1934 gründete sich daraufhin der Athletikverein Gornsdorf,
dem sich Stöckel alsbald anschloss und dem er bis zum Beginn
des Zweiten Weltkrieges angehörte.
Zu seinen Erfolgen als Jugendlicher gehört der dritte Platz beim
deutschlandoffenen
Osterwettstreit 1937 in Leipzig, einem stark besetzten
Turnier mit 150 Teilnehmern. Noch ein Jahr zuvor war er Gast
bei den Olympischen Spielen in Berlin, wo er alle Wettkämpfe der
Gewichtheber und Ringer gesehen hat. 1938 nahm Kurt Stöckel dann
an einem Übungsleiterlehrgang in Chemnitz teil, der vom ehemaligen
Reichstrainer Fritz Bräun, einem der weltbesten Ringer der
Zwanzigerjahre, geleitet wurde. Im gleichen Jahr war er bei den
Sachsenmeisterschaften in Gelenau mit 19 Jahren der jüngste
Teilnehmer, wobei er unter den 24 Startern des Federgewichts
den siebenten Platz belegte.
Schwere Zeiten als Soldat hatte er im Krieg zu überstehen. Nach Einsätzen
an West- und Ost-Front sowie mehreren Verletzungen kehrte
Kurt Stöckel nach dem Kriegsende wieder heim. Sein Engagement
für den Ringkampfsport war in der Folgezeit ungebrochen. Ende der Vierziger-
und Anfang der Fünfzigerjahre betreute er den späteren mehrfachen
DDR-Meister Werner Rosowski. Bereits 1952, als er schon wieder Wettkämpfe für die Gornsdorfer
Mannschaft bestritt und deren Übungs- und Sektionsleiter
war, fand er auch Gefallen an der Arbeit als Kampfrichter.
Insgesamt kann er bis 1972 über 250 Einsätze als Unparteiischer
auf der Matte nachweisen.
Nach der Auflösung der Gornsdorfer Sektion 1953 im Zuge der
Auswanderungswelle baute Kurt Stöckel gemeinsam mit Herbert Wende in Aue eine
neue Ringkampfgruppe auf. Bis 1960 war er Sektionsleiter der Ringer in der BSG
Wismut Aue.
Als stets ehrenamtlich tätiger Funktionär auf Verbandsebene machte sich Stöckel ebenfalls
früh einen Namen. Mit Gründung des Bezirksfachausschusses
Ringen 1952 war er dessen Mitglied sowie über viele
Jahre Vorsitzender der Rechts- und Pressekommission. Ab 1953
engagierte er sich für die Fachzeitschrift Schwerathletik,
die landesweit erschien. So manchen Streitfall musste er
dann ab 1958 als Vorsitzender der Rechtskommission im
Deutschen Ringer-Verband der DDR (DRV) schlichten.
Schließlich war Kurt Stöckel von 1974 bis 88 Vorsitzender
der Revisionskommission und zum Schluss mit 30 Jahren ununterbrochener
Mitgliedschaft im Präsidium des DRV gleichzeitig der
dienstälteste Funktionär.
Das organisatorische Talent des Gornsdorfers, der 1962 zusammen mit
Wolfgang Bohne maßgeblich am Aufbau der Ringersektion in Thalheim
beteiligt war, zeigte sich besonders bei der Planung und Durchführung
internationaler Meisterschaften, wie dem Werner-Seelenbinder-Turnier
oder den Europameisterschaften in Berlin und Leipzig. Von 1962 bis 1979 lenkte Stöckel die Geschicke der Drei-Tannen-Stadt-Ringer als Sektionsleiter in der BSG Fortschritt Thalheim.
Der Ringerverein Thalheim wird Kurt Stöckel, der als Sportler, als
Funktionär und als Mensch von allen Seiten höchste Wertschätzung genoss,
ein ehrendes Andenken bewahren.