Athleten statt Brieftauben
Ex-Kämpfer Heiko Krauß will
Thalheim als Trainer zum Klassenerhalt führen
Sieben
Wochen vor dem Auftakt in der 1. Ringer-Bundesliga hat sich im Kader des
RV Thalheim wenig getan. Die einzige bedeutende Änderung gibt es auf dem
Trainerposten. Jochen Schwarzer, der es erst einmal ruhig angehen lässt
und sich keinem neuen Verein angeschlossen hat, wurde von Heiko Krauß
(34) abgelöst. Andreas Bauer sprach mit dem neuen Trainer.
Freie Presse: Mit der Vorbereitung auf die neue Saison hat
Ihre Tätigkeit als Thalheimer Trainer begonnen. War das schon länger
abzusehen?
Heiko Krauß: Nein. Erst zum Ende der vergangenen Saison stand fest,
dass Jochen Schwarzer nicht mehr weitermachen würde. Da der Verein
unbedingt jemand aus den eigenen Reihen wollte, kam man auf mich zu. Nach
der Anfrage brauchte ich nicht lange zu überlegen.
Freie Presse: Warum nicht?
Krauß: Ich bin einfach tief mit dem Verein verwurzelt. Schon als ich
noch aktiv war und es Angebote von anderen Vereinen gab, kam ein Wechsel
nie für mich in Frage. Und da auch meine Frau nichts gegen die
Trainer-Tätigkeit einzuwenden hatte, stand der Entschluss schnell fest.
Freie Presse: Fühlen Sie sich denn mit 34 Jahren der Aufgabe
gewachsen? Immerhin sind einige der Athleten wie Olaf Brandt sogar älter
als Sie.
Krauß: Natürlich bin ich optimistisch, sonst hätte ich ja nicht
zugesagt. Ich habe schon in der Vergangenheit ab und zu mal das Training
geleitet, wenn Jochen fehlte. Es werden mir die vielen Erfahrungen helfen,
die ich unter Horst Wagner, Günther Heidel, Jürgen Arnas und Jochen
Schwarzer gesammelt habe. Auch die Trainer-Lizenz habe ich schon seit zwei
Jahren.
Freie Presse: Also war dieser Schritt doch schon länger
geplant?
Krauß: Nein. Damals hatte ich lediglich vor, Tino Korb in der
Nachwuchsarbeit zu unterstützen. Eigentlich wollte ich es etwas ruhiger
angehen lassen, nur noch einmal pro Woche trainieren und in der
Vereinsarbeit helfen. Ich hatte sogar schon daran gedacht, das Hobby
meines Vaters fortzusetzen und Brieftauben zu züchten.
Freie Presse: Statt der Vögel kümmern sie sich jetzt um
erfolgshungrige Bundesliga-Athleten.
Krauß: Das stimmt. Und die meisten kenne ich sehr gut.
Schließlich habe ich ja bis 2004 noch mit ihnen zusammen gekämpft.
Freie Presse: Viele der Sportler im Kader kommen ja von
weiter weg. Wie nehmen Sie als Trainer überhaupt Einfluss auf Ihre
Schützlinge?
Krauß: Die meisten sind Routiniers. Ich verlasse mich einfach
darauf, dass sie in ihren Heimatvereinen sehr gut trainieren. Zudem hatte
ich Anfang Juli beim Trainingslager in Zinnowitz alle Jungs beisammen. Vor
dem Saisonstart treffen wir uns noch mal. Abgesehen vom Training kommt
viel auf die Einzelgespräche vor den jeweiligen Duellen an, wo es um die
Taktik geht.
Freie Presse: Wird sich beim RV etwas Grundlegendes ändern?
Krauß: Dank Jochen gibt es eine sehr gute Basis. Ich lege im Training
vielleicht einen Tick mehr Wert auf die Technik. Außerdem wird der eigene
Nachwuchs zu mehr Liga-Einsätzen kommen. Dabei sitzt Rüdiger Möhring
als Co an meiner Seite. Er kümmert sich um den Freistil-Bereich, ich um
die Klassiker.
Freie Presse: Wie lautet Ihre Prognose für die neue Saison?
Krauß: Wir werden wieder um den Klassenerhalt kämpfen. Dabei dürfen
wir nicht vergessen, uns früh Gedanken um die personelle Zukunft zu
machen, da unser Altersdurchschnitt recht hoch ist.
Zur Person
Heiko Krauß
Der 34-jährige Maurermeister aus Brünlos begann bereits im Alter von
acht Jahren mit dem Ringkampfsport in Thalheim. Neben mehreren
Sachsenmeistertiteln steht der 4. Platz bei den Deutschen
Jugend-Meisterschaften als größter Erfolg zu Buche. Im Männerbereich
schaffte Krauß schnell den Sprung in die erste Mannschaft, wo er bis 2004
in der 2. Bundesliga aktiv war. Seine Erfolgsquote schätzt er nach
eigenen Angaben auf 50 Prozent.
aus: Freie Presse Stollberg (11.8.2007, Andreas
Bauer)
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