2. Bundesliga 2002 - Berichte von den Kämpfen des RVT

6. Kampftag, 28.9.2002: KG RSK Gelenau/Zschopauer RV - RV Thalheim

Thalheimer beenden ihr Gelenau-Trauma

Nur ein halber Punkt trennt den RVT vom RSK vor Traumkulisse

"Endlich - Wir haben's geschafft", so hörte es man am Sonnabend gegen halb zehn abends aus Dutzenden Thalheimer Kehlen. Dieser Ringkampfabend in der 2. Bundesliga Ost beendete das Gelenau-Trauma der Thalheimer im dritten Anlauf. Vor einer Traumkulisse von knapp 1000 lautstarken Zuschauern im Gelenauer Sportareal "Erzgebirgsblick", davon fast die Hälfte aus der Drei-Tannen-Stadt, gewann der RVT hauchdünn mit 13:12,5. Dieser Abend wird allen Zuschauern und den Ringern lange im Gedächtnis haften bleiben.

Anfangs hatte es keineswegs danach ausgesehen, als könnten die Thalheimer um Cheftrainer Jochen Schwarzer zum ersten Mal in der Höhle des Löwen gewinnen. Grippegeschwächt verlor Heiko Krauß bis 96 kg gegen den Ex-Thalheimer Sebastian Ecklebe nach Punkten. Zur Pause lagen die Gastgeber vielversprechend mit 6,5:3 in Front. Einen Kampf später stand es sogar schon 10,5:3 für Gelenau, doch dann folgte eine Aufholjagd ohne gleichen. Dominic Förster mit Würfen am laufenden Band, Jesko Schröter mit einem Blitzsieg und der unermüdlich angreifende Ralph Piterek holten zusammen 10 Mannschaftspunkte. Das ließ die etwa 400 Thalheimer Fans lauter als ihre Gegenüber werden, nachdem zu Beginn fast nur die Gelenauer gejubelt hatten. Sein Finish erlebte das an Spannung kaum zu überbietende Lokalderby im Duell zwischen Ondrej Jaros für den RSK und Petr Bielesz auf Thalheimer Seite. Zu diesem Zeitpunkt hatte es 13:10,5 für Thalheim gestanden. Bielesz durfte gegen den WM-Teilnehmer von letzter Woche nur knapp nach Punkten verlieren, dann war der Sieg im Kasten. Das klappte, denn erst in der Verlängerung kam Jaros zu einem Pünktchen, das zwar ihm einen Prestigesieg gegen seinen Landsmann Bielesz, den Gelenauern aber auch die erste Niederlage gegen die Thalheimer in eigener Halle einbrachte.

In der Tabelle zieht Thalheim nun vorbei an Gelenau. Hinter den ungeschlagenen Rostockern und zwei Punkte vor Gelenau und dem Gegner der nächsten Woche, dem Türkischen Ringerverein Berlin belegt man nach dem sechsten Kampftag Rang zwei der 2. Bundesliga Ost.

Im Vorkampf hatte die zweite Mannschaft des RVT bereits die Reserve von Gelenau in der Oberliga Sachsen mit 18:10 bezwungen.

Die Kampffolge, 1. Halbzeit:

55 kg Freistil: Daniel Franke - René Sandig 2,5:0 (PS): Gegen den haushoch favorisierten Daniel Franke sollte Thalheims René Sandig im ersten Kampf des Abends so wenig wie möglich Punkte abgeben. Ganz clever reagierte der 55-kg-Athlet vom RVT im Stand und gab im Boden nur wenige Zähler ab. Die knappe 0:5-Punktniederlage von René war ganz wichtig für den späteren Erfolg der Thalheimer, da fast jeder vorher mit vollen vier Punkten für die Gelenauer und ihren Ex-Thalheimer Vorzeigekämpfer Daniel Franke gerechnet hatte. - Teamstand 2,5:0 für den RSK Gelenau.

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Daniel Franke attackiert den Thalheimer René Sandig aus der Bodenlage heraus am Bein. Dennoch schaffte der Gelenauer nicht die vom RSK sicher eingeplanten vier Mannschaftspunkte.

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Von Jochen Schwarzer erhält René Sandig wichtige Tipps für die zweite Kampfhalbzeit. Der RVT-Coach wusste, dass Franke in den letzten drei Minuten noch einmal erbarmungslos angreifen würde.

120 kg Klassisch: Falk Hofmann - Mirko Schmidt 2:0 (PS 2:0): Im Vorhinein musste man diese Begegnung als sehr offen einschätzen, da die beiden Superschweren Falk Hofmann für Gelenau und Thalheims Mirko Schmidt etwa auf gleichem Niveau liegen. Hofmann hatte gleich in den Anfangssekunden mehr Spritzigkeit. Einem Hüftangriff ließ der Gelenauer einen Abreißer folgen, so dass es in der ersten Minute schon 1:0 stand. Hofmann ließ zwar konditionell nach, aber eine Chance bot sich für "Schmitti" vom RVT nicht. Die Gelenauer Fans durften im zweiten Kampf des Abends auch das zweite Mal jubeln. - Teamstand: 4,5:0.

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Mirko Schmidt (blau) griff, selbst im Rückstand liegend, an. Doch es reichte nicht. Gegen den clever eingestellten Falk Hofmann schaffte der Neu-Thalheimer keinen Wertungspunkt.

60 kg Klassisch: Johannes Mai - Thomas Berger 0:1 (Schiri-Entscheid bei 1:1): Neun Minuten standen die beiden Bantamgewichtler Johannes Mai und Thomas Berger auf der Matte. Die Verlängerung musste beim Stand von 1:1 entscheiden, doch auch hier fiel drei Minuten lang keine Wertung.
Anfangs glaubte man auf Thalheimer Seite daran, dass sich das Gelenau-Trauma mit diesem Kampf fortsetzen würde, denn Thomas Berger lag nach einer Minute schon 0:1 hinten, wo doch hier ein sicherer Sieg für den RVT eingeplant war. Dann kam der Thalheimer wieder auf 1:1 heran, aber Mai gab dann keinen einzigen Punkt mehr ab.
Schließlich war die Zahl der Passivitätsverwarnungen entscheidend für den Schiedsrichterentscheid am Ende der neun Minuten auf der Matte. Thomas Berger wurde verdient zum Sieger erklärt, da er in der gesamten Kampfzeit der aktivere Ringer war. - Zwischenstand: 4,5:1.

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Thomas Berger versuchte es am Boden immer wieder, seinen Gelenauer Kontrahenten Johannes Mai auszuheben und zu werfen. Es wollte einfach nicht klappen. Nach neun Minuten musste dann der Kampfrichter Frank Lenk aus Aue entscheiden.

96 kg Freistil: Sebastian Ecklebe - Heiko Krauß 2:0 (PS 5:3): Wie Heiko Krauß sich an diesem Wochenende für die Mannschaft aufopferte, ist aller Ehren wert. Der Thalheimer hatte noch wenige Tage vor dem großen Kampf gegen Gelenau eine Grippe mehr schlecht als recht überstanden. Nun musste er gegen den ehemaligen Thalheimer und Freistilringer Sebastian Ecklebe ran. Am Anfang war die Spritzigkeit noch da, doch dann "merkte ich, wie nichts mehr ging", beschreibt Heiko die Nachwehen seiner Krankheit. 
3:0 hatte der Thalheimer geführt. Ecklebe sah seine Chance und attackierte in der Folge die Beine des RVT-Athleten, bis er schließlich nach sechs Minuten als 5:3-Sieger von der Gelenauern gefeiert wurde. - Stand: 6,5:1.

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Der Ex-Thalheimer Sebastian Ecklebe (rot) griff unvermindert an und gewann am Ende 5:3 gegen Heiko Krauß vom RVT.

66 kg Freistil: Robin Schmidt - Heiko Gensicke 0:2 (PS 1:3): Die Gelenauer hatten mit Michael Wehlan einen Ausfall zu beklagen. Für ihn kam im Leichtgewicht Robin Schmidt ins Team und rang gegen Heiko Gensicke vom RVT. Heiko war im Boden der bestimmendere Mann und siegte 3:1, was die Thalheimer in der Gesamtwertung zur Pause wieder etwas heran brachte. - Teamstand zur Pause: 6,5:3.

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Hier war Heiko Gensicke (blau) in der Bodenlage. Zu fast allen Zeitpunkten war der Thalheimer jedoch der bestimmendere Ringer und nahm Robin Schmidt aus Gelenau die entscheidenden Punkte mit Rollen am Boden ab.

In der Halbzeitpause glaubten nur noch wenige an einen Thalheimer Sieg, auch wenn Jochen Schwarzer seine Mannen einschwor: "Alles ist noch drin, der Unterschied ist nur dreieinhalb Punkte." Und es sollte klappen.

2. Halbzeit:

84 kg Klassisch: Ingo Jäger - Sven Zimmermann 4:0 (Schultersieg): Vorerst wuchs der Vorsprung der Gelenauer erschreckenderweise, als dass er schrumpfte. Sven Zimmermann zeigte zwar zunächst Stärken in der Bodenabwehr gegen den ehemaligen DDR-Auswahlringer Ingo Jäger, doch bei seinem zweiten Gang in die "Bankstellung" passierte etwas wirklich Spektakuläres: Ingo Jäger, den die Gelenauer in diesem Jahr vom SV Sömmerda geholt hatten, setzte zum Ausheber mit Wurf an, wartete kurz und warf den Thalheimer schließlich direkt auf beide Schultern. Schultersieg - der Gelenauer Jubel fiel riesig aus und Thalheim war weiter bedrückt mit nun 7,5 Zählern im Rückstand. -  Zwischenstand: 10,5:3.

66 kg Klassisch: Thomas Manthei - Dominic Förster 0:3,5 (PS 0:12): Vor dem Gelenau-Kampf war in Thalheim das Gerücht durchgesickert, man habe beim RSK einen "Joker" in seinen Reihen. Wie sich nun zeigte, sollte dies der ehemalige Frankfurter Thomas Manthei sein, den die Gelenauer als Neuzugang verbuchen konnten, der aber bis zum sechsten Kampftag noch nicht einmal auf der Matte stand.
Dass dieser Trumpf nicht die winzigste Chance hätte zu stechen, daran war Dominic Förster vom RVT interessiert. Eiskalt nutzte er jede Chance, die sich ihm bot. Die bis dahin leisen Heerscharen an Thalheimer Fans kamen nun endlich in Fahrt, als "Nici" seinem Kontrahenten mit einem Ausheber nach dem anderen Flugschule erteilte. Bis auf 12:0 schaffte es der Thalheimer nach sechs Minuten Kampfzeit. Das hieß: 3,5 Punkte aufs RVT-Konto. - Stand: 10,5:6,5.

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Dominic Förster machte mit Verkehrten Aushebern Punkt um Punkt gegen Gelenaus "Joker" Thomas Manthei. 12:0 gewann der Thalheimer und steuerte wichtige 3,5 Punkte aufs RVT-Konto bei.

84 kg Freistil: André Manegold - Jesko Schröter 0:4 (Schultersieg): "Wenn es drauf ankommt..." - Diese Redewendung gilt nach dem Kampfabend im Sportareal "Erzgebirgsblick" einmal mehr für Jesko Schröter. Schon Tage zuvor hatte ihm sein Trainer Jochen Schwarzer eingebläut, dass in diesem Kampf unbedingt ein Schultersieg her müsse. 
Diese Maßgabe setzte Jesko ohne Umschweife um. Gerade 10 Sekunden auf der Matte gegen André Manegold von des Gastgebern, da kam der blitzartige Beinagriff. Da fasste er auch gleich um zur Bodenzange und hatte den Gelenauer kurz darauf auf den Schultern.
Der Jubel der RVT-Anhänger brach nun alle Dämme, denn plötzlich war wieder Hoffnung da, die Mannschaft hatte wieder gleichgezogen. - Stand: 10,5:10,5.

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Jesko Schröter schultert nach 20 Sekunden den zehn Jahre jüngeren Gelenauer André Manegold und wird frenetisch von den RVT-Fans gefeiert.

74 kg Freistil: Peter Ehnold - Ralph Piterek 0:2,5 (PS 0:5): Vor dem vorletzten Kampf wusste man auf der Seite der Drei-Tannen-Städter: Nun kann es noch klappen. Ralph Pitereks Vorgabe waren zweieinhalb Mannschaftspunkte. Dazu brauchte er gegen Peter Ehnold einen Erfolg mit mehr als fünf Punkten Differenz. Vier davon fielen schon in der ersten Halbzeit. Kurzes Täuschungsmanöver und dann kam der Angriff, das war die strategische Ausrichtung von Ralph, die er voll umsetzen konnte. 
In den zweiten drei Kampfminuten folgte auch noch der sehnsüchtig erwartete fünfte Einzelpunkt. Es passte haargenau, 2,5 Zähler kamen aufs Thalheimer Konto und man lag in Front. - Stand vor dem letzten Kampf: 10,5:13 für den RV Thalheim.

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Ein Bild des bedingungslos angreifenden Ralph Piterek (blau). Peter Ehnold kann sein Heil nur noch in der Flucht suchen. Die zweieinhalb Mannschaftspunkte kamen aufs Thalheimer Konto und brachten den RVT das erste Mal an diesem Abend in Führung.

74 kg Klassisch: Ondrej Jaros - Petr Bielesz 2:0 (PS 1:0 n. V.): Zweieinhalb Punkte war nun der Vorsprung der Thalheimer. Eine knappe Punktniederlage konnte sich Petr Bielesz gegen seine langjährigen Kontrahenten Ondrej Jaros also leisten. Verbissen kämpften beide in jeder Sekunde, am Boden gab keiner ein Stück nach. Nach sechs Minuten stand es immer noch 0:0, das hieß, die Verlängerung musste entscheiden. Zwar hatte der durch die WM-Vorbereitung topfitte Jaros mit einem Punkt das bessere Ende auf seiner Seite, aber für die Gelenauer Mannschaft reichte das nicht. Nur zwei Zähler erhielten sie zum Abschluss. Es blieb bei stehenden Ovationen der Thalheimer Fans die hauchdünne Differenz eines halben Punktes für den RVT. - Endstand 12,5:13 für den RV Thalheim.

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Seit Jahren kennen sich Petr Bielesz (blau, für Thalheim) und Ondrej Jaros aus Duellen um die tschechische Meisterschaft. Diesmal hatte der WM-Teilnehmer Jaros mit 1:0 in der Verlängerung die Nase vorn.

Stimmen zum Kampf:

Jochen Schwarzer (Trainer Thalheim): "Die Rechnung ist aufgegangen. Es musste heute einfach einmal klappen. René Sandig und Heiko Krauß haben trotz ihrer Niederlagen riesige Kämpfe gezeigt, wenn man bedenkt, dass beide fast die ganze Woche krank waren."

René Schreiter (Trainer RSK Gelenau): "In der ersten Halbzeit haben unsere Kämpfer die taktischen Anweisungen hervorragend umgesetzt. Dass es trotzdem nicht für uns gereicht hat, ärgert uns, aber vielleicht können wir ja auch mal in Thalheim gewinnen. Wir freuen uns auf den Rückkampf, wenn es bestimmt wieder eine solch traumhafte Kulisse geben wird. Die Hitchcock-Spannung hat ja ihr übriges getan, um diesen Vergleich wieder zu einer Werbung für unseren Sport zu machen."

Mehr Bilder vom Kampf und von den Fans (anklicken zum Vergrößern):

 

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Holger Hähnel, 29.9.2002