1. Bundesliga 2007/08 - Berichte von den Kämpfen des RVT

4. Kampftag 13.10.2007: ASV Hof - RV Thalheim

Montag ein Musterbeispiel an Willenskraft

RV Thalheim unterliegt beim favorisierten ASV Hof knapp mit 19:22

Das neue BUNDESLIGA-Logo - [Klick zum Vergrößern!]Thalheim/Hof. Im oberfränkischen Hof ist alles etwas größer als im erzgebirgisch-beschaulichen Thalheim. Hof hat etwa sechsmal so viele Einwohner wie die Drei-Tannen-Stadt und in der 1. Ringer-Bundesliga strömen doppelt so viele Zuschauer in die große Jahnturnhalle wie ins Thalheimer Sportlerheim - zudem verlangt man im Fränkischen mehr als doppelt so hohe Eintrittspreise. Sogar die Pausen sind beim Athletiksportverein Hof etwas länger, wenn gerade Kindertanzpaare des Vereins mit ihren Vorführungen auf der Matte die 1000 Ringkampffans in Entzückung versetzen.

Die Hofer Jahnturnhalle kurz vor Kampfbeginn. (Klicken zum Vergrößern)
Die Hofer Jahnturnhalle kurz vor Kampfbeginn. (Klicken zum Vergrößern)

Über den Etat des ASV Hof und des RV Thalheim kann man nur spekulieren, doch auch auf diesem Gebiet dürften die Nordbayern mit Abstand die Nase vorn haben. Dass der Ringerverein Thalheim am vierten Kampftag der Bundesliga dennoch mit 19:22 nur ganz knapp beim Favoriten unterlag, verdient Anerkennung.

André Montag rollt Zdenek Kocman. - [KLICK zum Vergrößern!]Jeder der diesmal nur neun Athleten - wegen der Verletzung von Norman Schönwälder musste eine Gewichtsklasse frei gelassen werden - kämpfte verbissen um jede Runde. Als Musterbeispiel für diese Einstellung kann André Montag (120 Kilogramm) herhalten. Wie er gegen den fast 20 Kilogramm schwereren EM-Sechsten von 1994, Zdenek Kocmann, aus einem 0:2-Rückstand noch ein 3:2 machte, zeugt von ganz großer Willenskraft. In den ersten beiden Durchgängen wollten die Bodenrollen gegen den Tschechen einfach nicht gelingen. "Dann haben mir Petr und Olaf von außen Tipps gegeben, wie ich besser fassen muss", erzählt André Montag von den Hinweisen seiner Teamkameraden, mit denen er die Runden drei bis fünf jeweils 3:0 gewann. 

Thomas Berger zieht eine Rolle gegen Burkhard Michalski. - [KLICK zum Vergrößern!]Gegen den jungen Burkhard Michalski konnte Thomas Berger (60 kg) diesmal sein ganzes technisches Können zeigen. Mit Boden- und Kopfrollen siegte der Thalheimer überlegen. Hauchdünn am Erfolg vorbei schrammte Aleksandr Sommer (96 kg) gegen den Bulgaren Ahmed Mehmedov, als wie im Superschwergewichts die fünfte Runde über den Ausgang des Duells entschied.  

Heiko Krauß, der Trainer der Drei-Tannen-Städter, hatte sich erneut für strategische Umstellungen entschieden. Aufgrund des Fehlens von Norman Schönwälder nahm diesmal Dominic Förster dessen Platz (84 kg, Freistil) ein. Gegen den bulgarischen Freistilspezialisten Georgi Sredkov hielt er gut mit und unterlag nur nach Punkten. "Wir mussten einfach etwas riskieren", begründete Krauß die Umstellung. Auch Olaf Brandt kämpfte im freien Stil (66 kg) und bekam mit dem amtierenden Deutschen Juniorenvizemeister Sascha Büchner einen richtig harten Brocken vorgesetzt. In Runde eins kaufte Brandt dem Heißsporn mit Cleverness den Schneid ab. Doch Büchner kam zurück, so dass es im vierten Durchgang fast nach einem Kippen des taktisch auf höchstem Niveau geführten Kampfes aussah. "Da habe ich mich schon von der vierten Runde verabschiedet und mich nur noch auf die fünfte konzentriert", so Olaf Brandt, dessen Taktik schließlich aufging, so dass er mit 3:2 das bessere Ende für sich verbuchte. Brandt bleibt damit ebenso ungeschlagen wie Ralph Piterek (74 kg, Freistil), der den Hofer Thorsten Preis klar mit 3:0 in die Schranken wies.

Petr Bielesz zeigt einen Fünf-Punkt-Wurf. (Klicken zum Vergrößern)
Petr Bielesz zeigt einen Fünf-Punkt-Wurf. (Klicken zum Vergrößern)

Thalheims "Mister Zuverlässig", der 36-jährige Petr Bielesz, holte im abschließenden Vergleich noch einmal vier Zähler für den RVT. Vor allem sein Wurf in Runde zwei, für den der Tscheche gegen das Hofer Nachwuchstalent Ramsin Azizsir die Höchstpunktzahl von fünf Zählern erhielt, sorgte für ein Raunen im Publikum. Petr Svehla wirft Heiko Gensicke. - [KLICK zum Vergrößern!]Am Ende waren die Vier-Punkt-Erfolge, die die Gastgeber mit ihren internationalen Spitzenkönnern wie dem Dritten der Junioren-WM Svetoslav Neychev (55 kg, Bulgarien) oder Ex-Europameister Petr Svehla (66 kg) feierten, ausschlaggebend, dass die Hofer trotz fünf Siegen auf beiden Seiten die Matte als Sieger verließen. 

"Vielleicht können wir ja im Rückkampf noch eine Schippe drauf packen, auch wenn es heute schon beinahe optimal lief", gab sich Thalheims Trainer Heiko Krauß optimistisch. Zunächst haben die Erstligaringer wegen der Militär-Weltmeisterschaft jedoch eine Woche frei. Am 27. Oktober steht für den RVT dann der wichtige Heimkampf gegen die als gleichwertig geltende KG Rostock/Warnemünde an.

Holger Hähnel, 1 4.10.2007