4. Kampftag 13.10.2007: ASV Hof
- RV
Thalheim
Montag ein Musterbeispiel an
Willenskraft
RV Thalheim unterliegt beim favorisierten
ASV Hof knapp mit 19:22
Thalheim/Hof.
Im oberfränkischen Hof ist alles etwas größer als im
erzgebirgisch-beschaulichen Thalheim. Hof hat etwa sechsmal so viele Einwohner
wie die Drei-Tannen-Stadt und in der 1. Ringer-Bundesliga strömen doppelt so
viele Zuschauer in die große Jahnturnhalle wie ins Thalheimer Sportlerheim -
zudem verlangt man im Fränkischen mehr als doppelt so hohe Eintrittspreise.
Sogar die Pausen sind beim Athletiksportverein Hof etwas länger, wenn gerade
Kindertanzpaare des Vereins mit ihren Vorführungen auf der Matte die 1000
Ringkampffans in Entzückung versetzen.

Die Hofer Jahnturnhalle kurz vor Kampfbeginn.
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Über den Etat des ASV Hof und des RV Thalheim kann man nur
spekulieren, doch auch auf diesem Gebiet dürften die Nordbayern mit Abstand
die Nase vorn haben. Dass der Ringerverein Thalheim am vierten Kampftag der
Bundesliga dennoch mit 19:22 nur ganz knapp beim Favoriten unterlag, verdient
Anerkennung.
Jeder
der diesmal nur neun Athleten - wegen der Verletzung von Norman Schönwälder
musste eine Gewichtsklasse frei gelassen werden - kämpfte verbissen um jede
Runde. Als Musterbeispiel für diese Einstellung kann André Montag (120
Kilogramm) herhalten. Wie er gegen den fast 20 Kilogramm schwereren
EM-Sechsten von 1994, Zdenek Kocmann, aus einem 0:2-Rückstand noch ein 3:2
machte, zeugt von ganz großer Willenskraft. In den ersten beiden Durchgängen
wollten die Bodenrollen gegen den Tschechen einfach nicht gelingen. "Dann
haben mir Petr und Olaf von außen Tipps gegeben, wie ich besser fassen
muss", erzählt André Montag von den Hinweisen seiner Teamkameraden, mit
denen er die Runden drei bis fünf jeweils 3:0 gewann.
Gegen
den jungen Burkhard Michalski konnte Thomas Berger (60 kg) diesmal sein ganzes
technisches Können zeigen. Mit Boden- und Kopfrollen siegte der Thalheimer
überlegen. Hauchdünn am Erfolg vorbei schrammte Aleksandr Sommer (96 kg)
gegen den Bulgaren Ahmed Mehmedov, als wie im Superschwergewichts die fünfte
Runde über den Ausgang des Duells entschied.
Heiko Krauß, der Trainer der Drei-Tannen-Städter, hatte
sich erneut für strategische Umstellungen entschieden. Aufgrund des Fehlens
von Norman Schönwälder nahm diesmal Dominic Förster dessen Platz (84 kg,
Freistil) ein. Gegen den bulgarischen Freistilspezialisten Georgi Sredkov
hielt er gut mit und unterlag nur nach Punkten. "Wir mussten einfach
etwas riskieren", begründete Krauß die Umstellung. Auch Olaf Brandt
kämpfte im freien Stil (66 kg) und bekam mit dem amtierenden Deutschen
Juniorenvizemeister Sascha Büchner einen richtig harten Brocken vorgesetzt.
In Runde eins kaufte Brandt dem Heißsporn mit Cleverness den Schneid ab. Doch
Büchner kam zurück, so dass es im vierten Durchgang fast nach einem Kippen
des taktisch auf höchstem Niveau geführten Kampfes aussah. "Da habe ich
mich schon von der vierten Runde verabschiedet und mich nur noch auf die
fünfte konzentriert", so Olaf Brandt, dessen Taktik schließlich
aufging, so dass er mit 3:2 das bessere Ende für sich verbuchte. Brandt
bleibt damit ebenso ungeschlagen wie Ralph Piterek (74 kg, Freistil), der den
Hofer Thorsten Preis klar mit 3:0 in die Schranken wies.

Petr Bielesz zeigt einen Fünf-Punkt-Wurf.
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Thalheims "Mister Zuverlässig", der 36-jährige
Petr Bielesz, holte im abschließenden Vergleich noch einmal vier Zähler für
den RVT. Vor allem sein Wurf in Runde zwei, für den der Tscheche gegen das
Hofer Nachwuchstalent Ramsin Azizsir die Höchstpunktzahl von fünf Zählern
erhielt, sorgte für ein Raunen im Publikum. Am
Ende waren die Vier-Punkt-Erfolge, die die Gastgeber mit ihren internationalen
Spitzenkönnern wie dem Dritten der Junioren-WM Svetoslav Neychev (55 kg,
Bulgarien) oder Ex-Europameister Petr Svehla (66 kg) feierten,
ausschlaggebend, dass die Hofer trotz fünf Siegen auf beiden Seiten die Matte
als Sieger verließen.
"Vielleicht können wir ja im Rückkampf noch eine
Schippe drauf packen, auch wenn es heute schon beinahe optimal lief", gab
sich Thalheims Trainer Heiko Krauß optimistisch. Zunächst haben die
Erstligaringer wegen der Militär-Weltmeisterschaft jedoch eine Woche frei. Am
27. Oktober steht für den RVT dann der wichtige Heimkampf gegen die als
gleichwertig geltende KG Rostock/Warnemünde an.
Holger Hähnel, 1 4.10.2007
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