8. Kampftag 10.11.2007: FC
Erzgebirge Aue - RV
Thalheim
Baumann und Berger legen Grundstein
Thalheimer verschaffen sich beim
20:18-Sieg in Aue Luft im Abstiegskampf - Fans feiern Team
Aue.
Hochdramatisch und spannend bis zur letzten Sekunde - das Erzgebirgsderby
in der 1. Ringer-Bundesliga hielt, was es versprach. Zwischen dem FC
Erzgebirge Aue und dem RV Thalheim entwickelte sich eine Begegnung auf
höchstem Niveau, die die Gäste in der Auer Neustadt mit 20:18 für sich
entscheiden konnten.

La-Ola mit Mannschaft und Fans nach dem Sieg.
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"Auswärts Siegen ist schön", skandierten die
vielen mitgereisten Anhänger des RVT, als Ralph Piterek nach seinem
entscheidenden 3:0-Erfolg über Stefan Fernyak im letzten Kampf die Arme nach
oben riss. Mehr als 200 Thalheimer Fans unter den knapp 400 Zuschauern
unterstützten ihr Team beim Aufeinandertreffen der beiden Lokalrivalen.
Für
die Drei-Tannen-Städter war es Patrick Baumann (55 kg), der den
Grundstein für den ersten Erfolg des RVT im Lößnitztal seit drei Jahren
legte. Gegen Pierre Vierling, der am Montag zuvor seinen 30. Geburtstag
gefeiert hatte, brannte er auf Revanche für die Schulterniederlage 2006 an
gleicher Stelle. "Man hat schon die ganze Woche vorher im Training
gemerkt, dass Patrick unbedingt gewinnen will", erzählt Trainer Heiko
Krauß. Von der verlorenen ersten Runde ließ sich der Fliegengewichtler nicht
aus der Ruhe bringen. "Ich wusste, dass ich ihn am Boden knacken
kann", gab Baumann sich selbstbewusst. Dies zu Recht, denn in den
folgenden Durchgängen konnte er den Auer immer wieder mit Rollen Punkte
abnehmen. Am Ende reichte es sogar für einen Sieg nach Technischer
Überlegenheit, das war ihm gegen den ehemaligen Deutschen Juniorenmeister
vorher noch nie gelungen.

Patrick Baumann konnte Pierre Vierling am Boden
rollen.
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Verzichten mussten die Thalheimer auf Aleksandr
Sommer (120 kg) und den immer noch verletzten Norman Schönwälder. Für
Sommer sprang Rüdiger Möhring in die Bresche. Der Co-Trainer kam mit
seinen 50 Jahren noch einmal zu einem Einsatz in der 1. Liga, hatte aber
erwartungsgemäß gegen den Deutschen Meister Nico Schmidt keine Chance.
Vor
der Halbzeit holten Thomas Berger (60 kg) und Kevin Mehlhorn (66 kg,
Klassisch) wichtige Punkte für die Gäste. Berger machte den bisher besten
Kampf der Saison und unterlag dem WM-Teilnehmer Jan Hocko nur 2:3. Es fehlte
nicht viel zum Sieg für "Bergsi", der meist als der Aktivere wirkte
und sich als "gelernter" Klassiker im freien Stil sichtbar wohler
fühlte. Dies lässt aber für den Rest der Rückrunde auf weitere tolle
Kämpfe des 36-Jährigen hoffen. (Zwischenstand im Mannschaftskampf: 8:6)
Gegen Attila Batky, den Bezwinger des 2006er
Europameisters Artur Michalkiewicz, fand André Montag (96 kg) keine
rechten Mittel. Im Boden wehrte der Slowake jegliche Rollenversuche clever ab
und kam selbst zu Punkten. Mit seinem
Überlegenheitserfolg über Dominik Gerber stellte Kevin Mehlhorn im
Anschluss den 10:11-Pausenstand aus Sicht der Thalheimer her. Nur in Runde
eins lief der 16-Jährige bei einem 0:3-Rückstand kurzzeitig Gefahr, seinen
dritten Saisonsieg im dritten Kampf zu verfehlen.
Im
freien Stil des Mittelgewichts musste der RVT nach verletzungsbedingter
Aufgabe von Dennis Mehlhorn vier Punkte abgeben. Nun war es an Olaf
Brandt (66 kg, Freistil), den Rückstand so weit wie möglich zu
verkürzen. Die Voraussetzungen für einen 4:0-Erfolg schaffte der
Ringkampf-Exot gegen Aues Eigengewächs Axel Frommhold mit einem 5:0 in
Durchgang eins. Dass es doch "nur" ein 3:0-Punktsieg wurde, ist
einer kleiner Unaufmerksamkeit zuzuschreiben, durch die der FCE-Athlet in
Runde zwei zu zwei Zählern nach einem blitzschnellen Beinangriff kam.
(Zwischenstand 15:13)
Als unbequemer Gegner erwies sich Falk Scheibe
für Thalheims Dominic Förster (84 kg, Klassisch). In Runde drei fehlte der
letzte Schuss Explosivität des 27-Jährigen, als er seinen Kontrahenten
beinahe gerollt hätte.
Die
Entscheidung fiel in den abschließenden Weltergewichts-Begegnungen, vor denen
die Auer auf 18:13 davon gezogen waren. Als Petr Bielesz sich
anschickte, einen Überlegenheitserfolg gegen Istvan Zelei herzustellen, flog
ein Getränkebecher auf die Matte. Die Begegnung musste kurzzeitig
unterbrochen werden, doch mit einer taktischen Meisterleistung holte Bielesz
die vier Mannschaftszähler.
"Etwas Luft haben wir nun im Abstiegskampf. Damit es am
Ende reicht, müssen wir aber noch mehr Punkte holen", blickte Heiko
Krauß im Moment der Freude bereits nach vorn.
weitere Bilder (Klicken zum Vergrößern):
Holger Hähnel, 11.11.2007
Bericht in der "Freien Presse" Chemnitz:
Piterek setzt alles auf eine Karte und wendet das Blatt
Letztes Duell entscheidet Derby zwischen Aue und Thalheim: 18:20
Von Andreas Bauer
Aue. Selbst ein Drehbuchautor hätte sich für das Ende des Erstliga-Kampfes zwischen den Ringern des FC Erzgebirge Aue und des RV Thalheim kein spannenderes Ende einfallen lassen können. 18:17 lagen die gastgebenden Veilchen vor dem letzten der zehn Kämpfe in Führung, doch Ralph Piterek wendete das Blatt mit seinem 3:0-Erfolg gegen Stefan Fernyak und ließ den RVT wie schon im Hinkampf jubeln. In allen drei Runden hatte er hauchdünn mit 1:0 die Nase vorn.
"Aufgrund meiner Gewichtsklasse bis 74 Kilogramm, durch die ich in der Rückrunde stets als Letzer auf die Matte muss, bin ich solche entscheidenden Kämpfe fast schon gewohnt", schmunzelte Ralph Piterek, nachdem er mit seinen Teamkollegen und den zahlreichen Fans minutenlang gefeiert hatte. Der 31-Jährige konnte dies nach seiner erneut souveränen Vorstellung genießen. Auch zuvor hatte er in zahlreichen Duellen gegen Fernyak noch nie verloren.
Hinzu kam, dass RVT-Routinier Peter Bielesz im vorletzten Vergleich gegen einen starken Istvan Zelei mit letzter Kraft einen Sieg durch technische Überlegenheit erringen konnte. Selbst der Wurf eines Getränkebechers durch einen aufgebrachten Auer Fan, der für eine minutenlange Unterbrechung sorgte, hatte den Tschechen dabei nicht aus seiner stoischen Ruhe gebracht. "Durch dieses 4:0 wurde mir etwas Druck von den Schultern genommen. Natürlich gehe ich etwas lockerer ran, wenn ich weiß, dass ich mir einen Rundenverlust erlauben kann", berichtete Piterek.
Die erste Runde ging dann auch verdient - wenn auch knapp - 1:0 an den Thalheimer Freistil-Spezialisten. Doch Fernyak hielt dagegen. Der 34-jährige Slowake im Auer Trikot, 1992 Vize-Europameister und 2004 16. der Olympischen Spiele, bewies in Durchgang zwei seine Aggressivität und war der aktivere Athlet. Wäre es beim 0:0 geblieben, so hätte er im Zwiegriff nach dem Bein seines Gegners und damit nach dem Rundengewinn greifen können. Doch zehn Sekunden vor dem Gong setzte Piterek alles auf eine Karte und drängte seinen Kontrahenten bei einem Angriff ins Aus - 1:0. Mit dem lautstärkeren Publikum im Rücken war das erneute 1:0 im dritten Durchgang für den Bauingenieur aus Brandenburg fast nur noch eine Pflichtübung.
"In einigen Kämpfen hat uns einfach ein Quäntchen Kampfgeist gefehlt. Es gab Situationen, die wir besser ausringen mussten", meinte Aues Superschwergewichtler Nico Schmidt und bezog sich damit wohl auch auf Fernyaks zweite Runde. Doch speziell in den unteren Gewichtsklassen waren für die Gastgeber bessere Resultate drin. In den oberen drei Limits lösten die Erzgebirger ihre Aufgaben souverän. Der Schachzug, Attila Batky hoch in die 96er Klasse zu ziehen und dafür Falk Scheibe (84 kg) zu bringen, zahlte sich aus.
Schmidt musste überraschender Weise gegen den 50-jährigen Routinier Rüdiger Möhring ran und gewann klar (4:0). "Das war eine Notlösung, weil Aleksandr Sommer kurzfristig verhindert war", klärte Piterek auf. Dieser Ausfall und die Verletzung von Norman Schönwälder ließen die Hoffnungen der Thalheimer im Vorfeld eigentlich schrumpfen. Doch sie trotzten den Widrigkeiten, gaben kämpferisch alles und errangen so ihren zweiten Saisonerfolg.
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