1. Bundesliga 2008/09- Berichte von den Kämpfen des RVT

4. Kampftag, 3.10.2008: KFC Leipzig - RV Thalheim
5. Kampftag, 4.10.2008: RV Thalheim - TRV Berlin

KFC auf die (Mehl-)Hörner genommen

Jubel bei 20:19-Auswärtssieg gegen KFC Leipzig - 12:27-Heimniederlage gegen TRV Berlin

Das neue BUNDESLIGA-Logo - [Klick zum Vergrößern!]Leipzig/Thalheim. Im Kampf um den angestrebten Klassenerhalt in der 1. Bundesliga haben die Ringer des RV Thalheim am Tag der Deutschen Einheit einen ganz wichtigen Schritt getan. Sie bezwangen im Sachsenderby den KFC Leipzig vor zahlreichen mitgereisten Fans mit 20:19. Am Sonnabend siegte dann beim Heimduell im Thalheimer Sportlerheim der favorisierte Türkische Ringerverein Berlin nach zum Teil atemberaubenden Kämpfen mit 27:12.

KFC Leipzig - RV Thalheim 19:20 (Einzelergebnisse)

In der Messestadt standen zum ersten Mal in dieser Saison die beiden Mehlhorn-Brüder Kevin (66 kg, Klassisch) und Dennis (74 kg, Freistil) gemeinsam im Bundesligateam auf der Matte. Der ältere Dennis kam bislang nur in der zweiten Mannschaft der Erzgebirger zum Einsatz und sprang für den erkrankten Dominic Förster ein. Gegen den erfahrenen Top-Freistiler Jan Brömme gab der 20-Jährige am Ende nur sechs technische Wertungen ab und verhinderte in taktisch bravouröser Manier eine Niederlage nach Technischer Überlegenheit.

Bruder Kevin Mehlhorn, mit 17 Jahren der Jüngste im Thalheimer Team, lief gegen Marcus Stichling zu Höchstform auf. Schon im ersten Durchgang zauberte der RVT-Klassiker mit Rollen und Aushebern ein 9:0 auf die Matte. Nach drei Runden wurde es ein klarer Überlegenheitserfolg mit 21 technischen Wertungen für den Thalheimer. "Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass Kevin den Leipziger so abfertigt", zeigte sich Thalheims Co-Trainer Rüdiger Möhring verblüfft.

Wie schon beim ebenso knappen Auswärtserfolg in Lichtenfels kam der RVT-Joker Olaf Brandt auch gegen den KFC Leipzig zum Einsatz. Dessen Dauerrivale Daniel Wilde sah man an, dass er das Vorjahresergebnis von 3:2 für den Thalheimer unbedingt drehen wollte. In einem Gefecht im wahrsten Sinne des Wortes blieb am Ende jedoch erneut der langhaarige Ringkampf-Exot aus dem Erzgebirge Sieger. Olaf Brandt begeisterte in Runde fünf sogar mit einer lupenreinen Fünfer-Wertung - einem Wurf, bei dem er den gleichzeitig als sächsischen Landestrainer fungierenden Daniel Wilde demoralisierte und kurz auf den Schultern landen ließ. "Hier hätte man getrost auch einen Schultersieg geben können", kommentierte Brandt, der nach dem Kampf noch dem MDR Fernsehen ein Siegerinterview gab.

Dass der RV Thalheim nach zwei Jahren wieder mit einem Sieg aus der Messestadt nach Hause kam, daran hatte auch Neuzugang Oliver Runge seinen Anteil. Der 18-Jährige steuerte gegen den amtierenden Deutschen Meister Dustin Scherf sein Scherflein zum Mannschaftserfolg bei, indem er sensationelle zwei Runden für sich entschied. "Da fehlte aber auch nicht viel und Olli hätte das Ding gewonnen", kommentierte der langjährige Thalheimer Vereinsvorsitzende André Schmidt das am Ende mit 3:2 für den Leipziger ganz enge Gefecht.

Hochbrisant gestaltete sich die Schlussphase in Leipzig. Nachdem der vom Gewichtmachen sichtlich geschwächte Aleksandr Sommer (84 kg, Freistil) zumindest eine Runde gegen Robert Fuchs gewinnen konnte und Dennis Mehlhorn (74 kg, Freistil) nur ein 0:3 gegen Jan Brömme abgab, lagen die Gastgeber mit 19:17 in Führung. Im zehnten und letzten Duell war es einmal mehr Petr Bielesz, der - wie wohl schon Dutzende Male zuvor - den Sieg perfekt machte. Wie ein Uhrwerk ackerte der 37-Jährige und holte sich das notwendige 3:0 gegen den keineswegs schlechten Tilo Türk.

RV Thalheim - TRV Berlin 12:27 (Einzelergebnisse)

Nach diesem Erfolg konnten die Thalheimer zu Hause befreit gegen den Favoriten TRV Berlin aufringen. Die Hauptstädter hatten alle ihre Stars wie den ehemaligen Kadetten-Europameister Maxim Petrov (55 kg), die Bulgaren Emin Eminov (66 kg/f) und Velin Petkov (84 kg/k) sowie den Georgischen Meister Tengiz Dolidze (74 kg/f) mit ins Erzgebirge gebracht. Insgesamt drei Schultersiege und ein Erfolg nach technischer Überlegenheit verdeutlichten die Stärke der Gäste in dieser Begegnung.

KLICK zum Vergrößern!Nachdem Patrick Baumann (55 kg) bereits in Runde eins auf "Ast" ging, holte David Vala (120 kg) mit einem überzeugenden 3:0 gegen den ehemaligen Potsdamer Stefan Meyer die ersten RVT-Zähler. Der aus Frankfurt (Oder) stammende Oliver Runge (60 kg) entwickelt sich in der Drei-Tannen-Stadt langsam zum neuen Publikumsliebling. Am Sonnabend stand er gegen den elf Jahre älteren Senol Aydin zweimal kurz vor einem Schultersieg, was den Hexenkessel Sportlerheim (beinahe) zum Brodeln brachte.

Weitere spannende Kämpfe blieben trotz der Überlegenheit des TRV nicht Mangelware. So konnte Waldemar Streib gegen Petkov, der 2005 Vize-Europameister geworden war, die erste Runde gewinnen. Toll begann erneut Kevin Mehlhorn, der Runde eins gegen den 5. der Junioren EM Emil Milev mit einer Dreier-Wertung gewinnen konnte, dann aber federn lassen musste und noch 1:3 unterlag. Hitzig wurde die Atmosphäre in der Thalheimer Traditionshalle gegen Ende der Begegnung, als Aleksandr Sommer (84 kg/f) dem langjährigen Auer Selami Akosman 1:3 unterlag.

KLICK zum Vergrößern!
Am Ende konnte Petr Bielesz Ramazan Aydin 3:2 bezwingen

Das abschließende Duell zwischen Petr Bielesz und Ramazan Aydin (74 kg/k) markierte einen weiteren Höhepunkt des langen Ringkampfwochenendes. Zwar ging es nach sieben Einzelsiegen für den TRV Berlin und dessen klarer 25:9-Führung nur noch um die "Goldene Ananas" in der Teamwertung, doch die beiden Protagonisten auf der Matte boten nichtsdestotrotz Ringkampfsport vom Feinsten. Zunächst schien Aydin der ausgebufftere der beiden Veteranen-Weltmeister von 2007, als er Bielesz in der ersten Runde drei Punkte am Boden abnahm. "Da habe ich ein bisschen geschlafen", meinte der Thalheimer im Nachhinein selbstkritisch. Doch das Aufwachen ließ nicht lange auf sich Warten. Im Standkampf ging Bielesz unermüdlich nach vorn und wurde mit dem Sieg der zweiten Runde belohnt. Die nervenaufreibendsten Minuten des Abends folgten in Durchgang drei. Sensationell zogen die Weltergewichtler je zwei Kopfrollen, kamen aber auch gegenseitig zu Kontern, so dass Verwirrung über die Punktvergabe des Hamburger Unpareiischen Karsten Jahncke herrschte. Nach hitziger Diskussion entschied der Kampfrichter auf ein 6:6 mit der letzten Wertung für Aydin, der damit diese Runde gewann, obwohl die spätere Video-Analyse ein 6:4 für Bielesz beweisen konnte. Der Rückstand schien den Komotauer nur noch mehr anzustacheln. Dieser Vergleich, der 3:2 für Bielesz endete, dürfte damit als ganz heißer Anwärter auf den "Kampf des Jahres" im Sportlerheim Thalheim gelten.

Die Tabelle der 1. Bundesliga Nord weist den RV Thalheim derzeit als Fünftplatzierten vor Leipzig, Lichtenfels und Rostock aus. Der nächste wichtige Vergleich steht am kommenden Sonnabend auswärts bei den Ostseeringern von der KG Rostock/Warnemünde an.

weitere Bilder (Klicken zum Vergrößern):

Oldie Rüdiger Möhring stellt sich souverän Weltklassesportlern wie Buelent Dagdemir. David Vala kann für den RVT punkten Starker Kampf: Oliver Runge gegen Senol Aydin
Tobias Löffler unterliegt Emin Eminiov Waldemar Streib gegen Marinov Velin Petkov Kevin Mehlhorn kann Emil Milev nicht bezwingen.
Aleksandr Sommer Vorletzter Kampf des Abends: Dennis Mehlhorn gegen Tengiz Dolidze Olaf Brandt stärkt Petr Bielesz den Rücken

Holger Hähnel, 5.10.08, Fotos: Silke Schneider