Thalheimer Ringer im neuen "Rammstein"-Video

Ralph Piterek als "Ringer-Stuntman" im neuen Clip der deutschen Rockband

Ralph Piterek wie man ihn in Thalheim kennt (mit Trainer Jochen Scvhwarzer) - [KLICK zum Vergrößern!]Berlin. Wie aus heiterem Himmel traf es Ralph Piterek, seines Zeichens Stammkämpfer bei den Thalheimer Zweitligaringern, als ihn Mitte Mai die Produktionsfirma der deutschen Rockband "Rammstein", anrief. Ob er nicht Lust hätte, als Ringer im neuen Rammstein-Video "Mein Teil" mitzuspielen, wollte man am anderen Ende der Leitung wissen. Anfangs wusste "Ralle", wie ihn die Thalheimer Fans nennen, noch nicht so recht, was ihn da erwartet, doch er sagte zu. Zuvor musste der 28-Jährige, der hauptberuflich als Bauingenieur arbeitet, jedoch zu einem Casting, ehe dieses ungewöhnliche Engagement perfekt war. Die Macher des Videos hatten schon eine Weile nach geeigneten Kandidaten für ihre Zwecke gesucht. Ein halbes Jahr lief bereits eine Aktion über die Webseite der Band und es wurden mehrere Kandidaten "gecastet". Doch dann empfahl ein Bekannter des Zweikämpfers ihn bei der Produktionsfirma. "Sie wollten unbedingt einen aktiven Ringer, doch da war wohl keiner unter den anderen Bewerbern", vermutet Piterek die Gründe, dass gerade er mitmachen durfte.

Zu Pfingsten ging es dann los. Der Thalheimer musste bei den Aufnahmen in der riesigen Berlin-Arena das Double des Rammstein-Gitarristen Richard Kruspe-Bernstein spielen, der früher selbst einige Jahre in Schwerin auf der Matte gestanden hatte und dessen Bruder sogar in der Ringerhochburg Luckenwalde am Sportclub war. Ihm war deshalb auch die Idee zum Einbeziehen des Ringkampfs in ein Musikvideo seiner Band gekommen.

Mehrere Stunden dauerte dann der Dreh, doch die Szenen, die letztendlich im Endprodukt verwendet wurden, sind mit schnellen Schnitten effektvoll eingesetzt und daher in wenigen Sekunden am Betrachter vorbei. Einen "Wurf über die Brust" von Piterek bekommt man beispielsweise im Clip zu sehen, wobei die Illusion erzeugt wird, dass Kruspe-Bernstein gegen sich selbst kämpft - obwohl in Wahrheit der RVT-Athlet sein Gegner ist. Kurz kann man den Thalheimer, der in der Spreestadt zu Hause ist, bei einem "Flickflack" bewundern. "Richard war nach den fast zwei Stunden auf der Matte ganz schön kaputt", erinnert sich Piterek. Erschwerend kam noch hinzu, dass keine richtige Matte vorhanden war und den beiden deshalb der richtige feste Halt fehlte.

Das Gesicht von Ralph kann man im hohen Tempo der Videoschnitte so gut wie gar nicht erkennen. "So ist das nun mal im Film, die Täuschung ist perfekt und den Stuntman kennen die wenigsten", meint mit einem Lächeln der 74-kg-Athlet, der in der vergangenen Saison nur einen einzigen von 14 Kämpfen für die Thalheimer in der 2. Bundesliga verloren hatte. Am 9. Juli war dann Premiere des Videos, das in den kommenden Wochen und Monaten des Öfteren über die Bildschirme flimmern dürfte. Thematisch gehen Rammstein mit dem Song ihren eigenen gewohnt polarisierenden Weg, denn sie behandeln hierbei den Kannibalismus-Fall in Deutschland aus dem vergangenen Jahr. Der Clip hebt sich daher auch deutlich von dem ab, was man sonst bei VIVA oder MTV zu sehen bekommt. Diskussionsstoff bergen die viereinhalb Minuten, in denen sich mit dem Tabuthema auseinander gesetzt wird, reichlich.

Ab dem 21. August, wenn die Zweitligasaison im Thalheimer Sportlerheim mit der Begegnung gegen den KSV Pausa beginnt, ist Ralph Piterek dann wieder auf bekannten Terrain zu sehen. Wer weiß – vielleicht muss er dann auch den einen oder anderen Autogrammwunsch erfüllen.

Holger Hähnel, 19. Juli 2004.