| Geplante Struktur weckt gemischte Gefühle Zusammenlegung der 1. und 2. Bundesliga im Gespräch - Unterschiedliche Meinungen bei sächsischen Vereinen Von Andreas Bauer Auerbach/Thalheim. Im Rahmen der Jubiläumsfeier der Ringer in Auerbach hat es auch eine Tagung des Ringer-Verbandes Sachsen gegeben. Thema war die Zukunft der Bundesligen. Auf einer Sondersitzung hatten die deutschen Elitevereine kürzlich mit großer Mehrheit eine völlig neue Struktur angeregt, die laut Ligareferent Martin Daßler die Auflösung der 2. Liga vorsieht. Stattdessen soll es nur noch eine Bundesliga geben, die in vier regionale Gruppen mit jeweils zehn Mannschaften aufgeteilt wird. In Sachsen trifft dieser Vorschlag auf unterschiedliche Meinungen. Einige der anwesenden fünf Vereine sehen darin eine größere Chance für den deutschen Nachwuchs. Andere halten es durch den Erfolgsdruck für möglich, dass selbst Vereine, die bislang auf junge Kämpfer aus den eigenen Reihen setzten, Verstärkung aus dem Ausland holen werden. Obwohl der Verband auf höherer Ebene einen einheitlichen Standpunkt präsentieren will, weckt der Plan selbst bei den lokalen Vereinen gemischte Gefühle. Zustimmung von Richter und Schwarzer Sowohl Steffen Richter, Trainer der in der 1. Bundesliga ringenden WKG Auerbach/Chemnitz, als auch der Trainer des RV Thalheim (2. Bundesliga), Jochen Schwarzer, halten den Vorschlag theoretisch für eine gute Idee. Schließlich soll durch diese Regelung, die jeweils zwei direkte Absteiger in die Regionalliga sowie Play-Off-Kämpfe um die Meisterschaft vorsieht, für komplette Staffeln mit zehn Teams gesorgt werden. Derzeit warten auf Auerbach/Chemnitz in der 1. Bundesliga Nord lediglich sieben Gegner. Finanziellen Sorgen, die Vereine wie Markneukirchen zum Rückzug veranlassten, soll die neue Struktur entgegenwirken. So könnten die Reise- und Sportlerkosten dadurch sinken, wobei gerade in der personellen Frage die Reaktion der Vereine abzuwarten bleibt. Hoffnung auf positive Leistungsentwicklung "Die Top-Clubs müssen begreifen, dass man nur mit Ausländern nicht den richtigen Weg geht", sagt Schwarzer. Durch den ausschließlichen Einsatz internationaler Leistungsträger werde jungen deutschen Athleten oft ein großer Stein in den Weg gelegt. Die neue Regelung könnte daran etwas ändern und so der Entwicklung des nationalen Ringkampfes behilflich sein: "Wenn die Favoriten in ihren Gruppen mit einer Top-Besetzung gegen schwächere Vereine antreten, wird es für das Publikum langweilig." Hohe Siege, die in Richtung 40:0 gehen, würden nach Schwarzers Meinung aufgrund sinkender Zuschauer-Zahlen für ein Umdenken sorgen. Statt teure Ausländer zu verpflichten, würden die Top-Clubs öfter deutschen Sportlern Chancen geben. Thalheim: Langfristig Nachwuchs in erste Mannschaft Fraglich bleibt angesichts des Erfolgsdrucks, ob es sich dabei um ein Wunschdenken Schwarzers handelt. Doch der Trainer steht zu seiner Meinung über diesen "Plan, der das Niveau der Liga kurzfristig sinken lässt, langfristig aber für eine positive Entwicklung des Ringkampfsports sorgt". In Thalheim, wo nur ein Ausländer im Bundesliga-Team aktiv ist, bereitet Schwarzer gerade junge Athleten für Einsätze in den Männer-Teams vor. "Zehn Nachwuchssportler im Alter zwischen 14 und 16 Jahren kommen regelmäßig ins Training. Der Hälfte traue ich den Sprung in die erste Mannschaft zu", so Schwarzer. Auerbach: Setzen auf Leistungsträger aus dem Osten Die Auerbacher, die am letzten Wochenende zu ihrem 100-jährigen Jubiläum einige ihrer 13 ausländischen Neuzugänge für die 1. Bundesliga vorstellten, haben einen anderen Weg gewählt. Anstatt wie viele andere Vereine den Aufstieg in die Elite-Liga aufgrund der scheinbar übermächtigen Konkurrenz zu scheuen, setzen sie auf Leistungsträger aus Osteuropa. Die Erfolge im ersten Jahr in der 1. Bundesliga lockten viele Zuschauer und Sponsoren an. Auch Trainer Steffen Richter, der in Zukunft ebenfalls mehr auf den eigenen Nachwuchs bauen will, glaubt ähnlich wie Schwarzer, dass deutsche Sportler durch die Strukturveränderung mehr Chancen erhalten würden. "Ob es aber tatsächlich der richtige Weg ist, werden erst die Reaktionen der Vereine zeigen", meint Richter. Neben dem Nachteil des sinkenden Niveaus sieht der Auerbacher Coach die Vorteile des Plans vor allem im Zustandekommen zahlreicher Derbys, die noch mehr Interesse bei den Zuschauern wecken würden, sowie in den sinkenden Reisekosten. aus: Freie Presse Stollberg, 16.6.2005 - Original-Artikel (mit Bildern) |