Ringen auf dem Vormarsch
BEITRAG FÜR DIE DRESDNER NEUESTEN
NACHRICHTEN
Dresdner tragen am Sonntag 33.
Hans-Wittwer-Turnier - Rüdiger Möhring stiftet Pokal
Eines haben der griechische Philosoph Pythagoras, der Gründervater
der USA, Benjamin Franklin, und der amerikanische Romanautor John Irving
gemeinsam: Sie alle frönten in ihren Jugend der - neben Laufen und
Schwimmen - wohl ältesten Sportart der Welt.
Die Rede ist vom Ringen, einer Form des Zweikampfes, von
der man sonst in Dresden nur selten etwas zu Gehör bekommt. Doch in
einigen Hallen an der Elbe werden mittlerweile wieder mehr "Kopfhüftschwünge"
gezogen oder sich gegen eine Schulterniederlage in der "Brücke"
gestemmt. "Wir erleben bei uns derzeit einen Aufwärtstrend und heißen
jedes neue Mitglied willkommen. Dieses Jahr konnten wir bereits zwei
Sachsenmeistertitel erkämpfen", erzählt Hans-Jürgen Burkhardt,
Chef der Abteilung Ringen beim SV Dresden-Mitte. Er selbst stand noch mit
Hans Wittwer, dem berühmtesten Dresdner Ringer, der 1934
Vizeeuropameister in Rom wurde, auf der Matte. Ihm zu Ehren richtet der
Verein an diesem Sonntag bereits zum 33. Mal das
Hans-Wittwer-Gedenkturnier für Kinder und Jugendliche aus.
Vom Beginn der Dreißigerjahre bis zu seinem Tod 1971 war Hans Wittwer
eine Identifikationsfigur für die Ringer in und um Dresden. "Nun
sind von den 13 Vereinen rund um Dresden fast nur noch wir übrig
geblieben", schaut Hans-Jürgen Burkhardt etwas wehmütig zurück.
Doch der Blick des 63-Jährigen richtet sich auch nach vorn. Neue
Identifikationsfiguren und Vorbilder braucht das Ringen. Einer, der dazu
taugt, ist Rüdiger Möhring. Der Dresdner feierte im August seinen 50.
Geburtstag, trainiert immer noch fünfmal in der Woche und erteilt bei
seinen Kämpfen in der Oberliga Sachsen so manch Jüngerem ein Lehrstück.
Der Kripo-Beamte stand bis vor wenigen Jahren sogar in der 2. Bundesliga für
den erzgebirgischen RV Thalheim, einem Verein mit über 100-jähriger
Tradition, auf der Matte. Heute ist er dort Co-Trainer, hat aber zum Club
in seinem Wohnort Dresden genauso gute Verbindungen und will die
Nachwuchsarbeit unterstützen. Als Kripo-Beamter sieht er nicht nur die
sportlichen Aspekte des Ringkampfs. "Ringen sollte viel mehr zur
Gewaltprävention eingesetzt werden. Jede Schule könnte davon
profitieren", kennt Möhring die vielen positiven Wirkungen auf
Kinder und Jugendliche, die der Sportart mittlerweile auch
wissenschaftlich bescheinigt werden.
Für das Hans-Wittwer-Turnier stiftete Rüdiger Möhring einen seiner
vielen Pokale. DDR-Meister, mehrfacher Deutscher Polizeimeister und
Vizeweltmeister der Veteranen war er bereits. Am Sonntag soll es seinen
Pokal, den er 1993 als Deutscher Polizeimeister in Bautzen errang, für
den "Besten Kämpfer" des Jugendturniers in Dresden-Löbtau
geben. Mehr als 100 Teilnehmer erwarten die Veranstalter vom SV
Dresden-Mitte. Der Aufwärtstrend für das Ringen in Dresden kann sich
also fortsetzen. Und vielleicht ist unter den Teilnehmern des Turniers ja
auch ein kleiner Pythagoras oder Benjamin Franklin dabei.
Service:
33. Hans-Wittwer-Gedenkturnier: Sonntag, 10 Uhr, Turnhalle der 132.
Mittelschule, Am Gorbitzbach 25, Dresden-Löbtau
Der RV Thalheim wird mit 14
Teilnehmern beim Hans-Wittwer-Turnier in Dresden an den Start gehen.
Holger Hähnel, 1.11.2007
|