"Hobbyringerin" holt sich Bronze

Deutsche Meisterschaften: Tina Reimer zum fünften Mal hintereinander auf dem Podest - RVT-Mädels haben's schwer

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Haslach/Thalheim. Nicht mit Kuckucksuhren, dafür mit einer Bronze-Medaille kehrte die Lugauer Ringerin Tina Reimer am Sonntag von den Deutschen Meisterschaften der weiblichen Jugend und Aktiven aus Haslach im Schwarzwald zurück. Im Limit bis 44 Kilogramm der Frauen-Altersklasse setzte sie sich im entscheidenden Duell um Edelmetall gegen Melanie Bertram (Schaafheim/Hessen) mit einem kurzrundigen Schultersieg durch. Nach Silber 2004 und 2005 sowie Bronze in den letzten beiden Jahren ist dies schon die fünfte Medaille in Folge für die Eichenkranz-Athletin.

"Ich bin sehr zufrieden, dass ich es mit meinem Hobbyringen aufs Podest geschafft habe", meinte die 40-Jährige, die damit auf die Gegnerschaft vor ihr anspielte. Das waren mit Bettina Krupke (Jena) und Nicol Hofmann (Frankfurt/Oder) zwei Ringerinnen, die an ihren Leistungsstützpunkten jeweils unter professionellen Bedingungen bis zu zehnmal in der Woche trainieren. Doch Tina Reimer konnte stolz sein: Gegen keine von beiden unterlag sie vorzeitig auf Schultern. Gegen die Vizemeisterin Hofmann gelang der Lugauerin sogar eine Wertung.

Die Thalheimer DM-Teilnehmerinnen mit Trainer Frank Graube. - [KLICK zum Vergrößern!]Die Premiere der Thalheimer Athletinnen lief nicht so erfolgreich. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren nahmen wieder Mädchen aus der Drei-Tannen-Stadt an Deutschen Meisterschaften teil, da war in dem hochklassigen Teilnehmerfeld vorerst noch Lernen angesagt. Pech hatte Jessica Schäfer (37 kg, weibliche Jugend), die es im Pool gleich mit der späteren Meisterin Jenny Singer (Nordbaden) und der Drittplatzierten Anica von Jutrzenka (Wittenberge) zu tun bekam. Am Ende wurde es Rang acht für die 12-Jährige. Den gleichen Platz erzielte Susann Meinel (63 kg, weibliche Aktive), der Trainer Frank Graube im Viertelfinale gegen Svenja Mertins (Württemberg) jedoch gute Siegchancen einräumte. "Sie hatte den Gewinn in Runde zwei vor Augen, hat die Chance aber nicht nutzen können", schätze Graube ein. Als Dritte im Bunde schied Nicole Peil (43 kg, weibliche Jugend) vorzeitig aus. Sie verlor unter anderem gegen die Meisterin Katharina Baumgartner (Bayern). Insgesamt konnte der sächsische Verband zufrieden sein, denn mit einem Titel, dreimal Silber und einmal Bronze gewann der Freistaat Rang drei in der Länderwertung.

Holger Hähnel, 2.3.2008


PORTRAIT TINA UND EVA-MARIA REIMER

Mutter-Tochter-Duell geht an die Jugend

Tina und Eva-Maria Reimer trafen erstmals bei einem Wettkampf aufeinander - Revanche im April geplant

Lugau. Dass eine Mutter gegen ihre Tochter "Mensch ärgere dich nicht" spielt, mag gar nicht so selten sein. Auch, dass eine Mutter gegen ihre Tochter im Schwimmbad ein paar Bahnen um die Wette zieht, ist sicher nichts Ungewöhnliches. Doch dass eine Mutter gegen ihre Tochter bei einem offiziellen Ringer-Wettkampf antritt, dass kommt beileibe nicht alle Tage vor.

Eva-Maria und Tina Reimer. - [KLICK zum Vergrößern!]So geschah es am 2. Februar im brandenburgischen Luckenwalde, als die Athletinnen Tina und Eva-Maria Reimer vom RV Eichenkranz Lugau bei den Mitteldeutschen Meisterschaften im Frauen-Ringkampf aufeinander trafen. Noch aufgeregter als sonst vor den Duellen auf der Matte waren wohl beide, doch Mutter Tina konnte ihre Nervosität am wenigsten verbergen. "Als wir uns gegenüberstanden und uns in die Augen sahen, hat sie so verbissen geschaut, da musste ich erst einmal grinsen", erzählt Eva-Maria. Sie behielt auch im Kampf die Coolness und gewann beide Runden mit 2:0 und 3:0 Wertungspunkten.

Zum Siegesgefühl gab's für die Tochter noch das Lob der Mutter obendrauf. "Das war eine taktische Meisterleistung von Eva, sie hat meine Aktionen gekontert und sehr clever zu ihren Gunsten ausgenutzt", urteilt die 40-Jährige, die am Ende Turniervierte wurde, während ihre Tochter auf dem Vizeplatz einkam.

Eva-Maria und Tina Reimer beim Training. - [KLICK zum Vergrößern!]Im Training treffen beide seit Jahren aufeinander, doch im Wettkampf kam es bisher noch nie zu diesem Duell. Dabei war es die Tochter, durch die die Mutter erst sehr spät zu dem Zweikampfsport fand. Eva-Maria begann 1996 mit dem Ringen - da blieb sie allerdings unter den Jungs oft das einzige Mädchen. Die wollten dann im Training irgendwann nicht mehr gegen sie antreten und so sprang die Mutter als Trainingspartnerin ein und nahm später sogar an Wettkämpfen teil. Das machte sie so gut, dass sie sogar schon fünf Medaillen bei den Deutsche Meisterschaften der Frauen einheimsen konnte - die letzte erst vor einer Woche im südbadischen Haslach. Dies sollen aber die letzten "Deutschen" gewesen sein, das habe sie ihrem Mann versprochen, denn die Vorbereitung auf ein solches Turnier ist hart.

Auch die 20-jährige Eva hätte gern an den nationalen Titelkämpfen im Schwarzwald teilgenommen, doch das Lernen für die Zwischenprüfung zur Bürokauffrau ging vor. Für die junge Eichenkranz-Athletin, die in Chemnitz wohnt und außerdem als Kampfrichterin mit Landeslizenz regelmäßig auf der Matte steht, waren die Mitteldeutschen Meisterschaften erst das zweite Turnier nach einer Wettkampfpause von knapp zweieinhalb Jahren. Zuvor konnte sie im Jugendbereich schon zweimal Sechste bei den Deutschen Meisterschaften werden.

Neben Eva-Maria und Tina ringt auch noch Sohn Kirk seit vielen Jahren. Mit seinen zahlreichen Landesmeistertiteln und den Bronze-Medaillen bei Deutschen Jugendmeisterschaften ist er ein weiteres erfolgreiches Mitglied der "Ringerfamilie Reimer".

Ob es zu einer Wiederauflage des Mutter-Tochter-Duells kommt? Da macht Mutter Tina eine klare Ansage: "Ich will auf jeden Fall eine Revanche." Auch Eva-Maria steht bereit. Am 26. April sollen beim Internationalen Frauen- und Mädchenturnier in Berlin erneut die Ringerstiefel von Mutter und Tochter geschnürt werden. Man darf gespannt sein, wer dann die Nase vorn hat.

Holger Hähnel, 7.3.08