Olympia-Tagebuch von Jörg Richter und Trainer Jonny Levermann


Bichinashvili stand dicht vor einer Sensation

Enttäuschung bei Stefan Kehrer, der frühzeitig ausschied

Donnerstag, 21. August 2008 - Davyd Bichinashvili (84 kg/VfK Schifferstadt) und Stefan Kehrer (96 kg/KSV Ketsch) waren die letzten beiden heißen Eisen des Deutschen Ringer- Bundes im olympischen Feuer. Vor allem Davyd Bichinashvili schürte mit einer hervorragenden kämpferischen Leistung noch einmal die Hoffnungen der deutschen Ringer auf eine Medaille.

Einen ganz dicken Brocken hatte Bichinashvili mit dem Vize-Europameister 2008, Revaz Mindorashvili (Georgien), gegen den er gar die erste Runde mit 4:1 gewinnen konnte. Doch dann drehte der Georgier die Begegnung durch ein 2:0 im zweiten Durchgang sowie ein 3:1 in Runde drei zu seinen Gunsten. Bichinashvili, der in Tampere EM-Bronze geholt hatte, stemmte sich bis zum Abpfiff gegen die Niederlage, musste jedoch anerkennen, dass Mindorashvili an diesem Tag der Bessere war. 

Der DRB-Starter musste nun dem Georgier die Daumen drücken, denn nur wenn Mindorashvili das Finale erreicht ging es für den Deutschen in der Hoffnungsrunde weiter. Doch auf den Georgier wartete hochkarrätige Gegnerschaft. Revaz Mindorashvili schaffte die Überraschung und zog nach Siegen über Haratyun Yenokyan (Armenien) und Georgy Ketoev (Russland) ins Finale ein, wurde am Ende nach einem Sieg über Jusup Abdusalomov (Tatschikistan) gar Olympiasieger. Für Davyd Bichinashvili bedeutete dies, dass er in der Hoffnungsrunde zumindest Bronze ins Visier nehmen konnte. 

Nach seinem 2:1-Sieg (1:0, 1:3, 2:0) über den Armenier Yenokyan, stand der bei Einzelmeisterschaften für Schifferstadt ringende Bichinashvili gegen Georgy Ketoev (Russland) im Kampf um Bronze. Schon bei den Weltmeisterschaften 2007 in Baku (Aserbeidschan) kämpften beide gegeneinander, damals gewann der Russe klar und wurde unangefochten Weltmeister. Doch diesmal erwies sich Bichinashvili als ebenbürtiger Gegner und Ketoev hätte sich über eine Verwarnung bei seiner Flucht vor den Angriffen des Deutschen am Kampfende nicht beschweren dürfen. Der Russe hatte am Ende hauchdünn nach 2:1 Runden (3:0, 0:2, 2:2) die Nase vorn.

Der fünfte Rang - unglücklich am Ende für Davyd Bichinashvili, doch hat er in Peking gezeigt, dass er zur Weltspitze gehört.

Stefan Kehrer hatte es im Achtelfinale mit Hakan Koc (Türkei) zu tun. Der Türke, Bronzemedaillengewinner der EM 2008 in Tampere (Finnland), hatte sich bei den Weltmeisterschaften 2007 mit einem 5. Rang, genau wie Kehrer (8. Platz) direkt für das olympische Turnier qualifiziert.
Der Kampf begann verhalten, keiner wagte einen Angriff und so ging es beim Stand von 0:0 in den Clinch. Der Türke gewann das Los und durfte fassen, ein Vorteil den er zum Rundengewinn nutzte. Kehrer im 2. Durchgang etwas offensiver, es gelang dem Ringer vom KSV Ketsch seinen Kontrahenten von der Kampffläche zu drängen. Doch Koc glich postwendend mit dem nächsten Angriff zum 1:1 aus und sicherte dieses Ergebnis bis zum Ende der Kampfzeit ab. Mit 0:2 Runden (0:1, 1:1) verlor Stefan Kehrer damit das Duell. Nachdem Hakan Koc im sich anschließenden Viertelfinale dem Russen Shirvani Muradov unterlag, war Kehrer endgültig aus dem Rennen.

Damit bleibt es in Peking bei der Silbermedaille für die deutschen Ringer durch den Griechisch-Römisch-Spezialisten Mirko Englich (96 kg/KSV Witten/Leistungszentrum Frankfurt/O.), der das erste Edelmetall seit 1996 für die deutschen Ringer holte.

Silber für Englich - bereits abgeschriebener Halbschwergewichtler kämpft sich in die Weltspitze

Donnerstag, 14. August 2008  - Na das war es doch ! Jubel bei den deutschen Ringern, nachdem Mirko Englich (96 kg/KSV Witten/Leistungszentrum Frankfurt/O.) am Donnerstagmittag, bei den olympischen Ringerwettkämpfen der Griechisch-Römisch-Spezialisten die Silbermedaille im Limit bis 96 kg erkämpft hatte.

Zum Auftakt bezwang der 29-jährige DRB-Starter den Koreaner Tae Young Han nach 2:0 Runden (2:1, 2:2). Gleichzeitig die Sensation auf der benachbarten Matte, denn der Olympiasieger von 2007, Karam Gaber (Ägypten) verlor gleich sein erstes Duell gegen Elis Guri (Albanien) mit 1:2 Runden (4:2, 1:2, 1:1), so dass nicht der Ägypter, sondern Elis Guri der Viertelfinalkontrahent des Deutschen wurde. Den Albaner bezwang Mirko Englich mit 2:1 Runden (1:1, 6:0, 1:1) und zog mit diesem Erfolg ins Halbfinale ein, wo Adam Wheeler (USA) wartete. Doch auch den US-Ringer warf Englich mit einem Zwei-Runden-Sieg (2:1, 2:1) und starker Bodenabwehr aus dem Titelrennen und sicherte dem DRB damit die erste olympische Medaille nach 12 Jahren. Ob es Gold- oder Silber werden sollte, darüber entschied der Finalkampf gegen Aslanbeck Khushtov (Russland). Schon bei der Europameisterschaft 2008 in Tampere (Finnland) standen sich beide im Finale gegenüber. Im April siegte der Russe in zwei Runden und verwies Englich auf den Silberrang. Auch in Peking gewann Aslanbeck Khushtov die erste Runde. Im zweiten Durchgang hätte Englich ausgleichen können, hatte das Los gewonnen, doch drei Sekunden vor dem Ende des Durchgangs schaffte es der Russe doch noch, den DRB-Ringer zu werfen und sicherte sich damit die Goldmedaille.

Nach einigen Minuten wich der Ärger über diese knappe Entscheidung der 2. Runde bei Englich der Freude darüber, die olympische Silbermedaille errungen zu haben. "Das werde ich wohl erst etwas später richtig begreifen, was heute alles passiert ist", gestand Englich, überwältigt vom Jubel der mitgereisten Familie. Spätestens bei der Siegerehrung hieß es für den DRB-Ringer: "Silber gewonnen" - und nicht "Gold verloren".

"Trainer Levermann hat mir wieder auf die Füße geholfen"

Mirko Englich entschied sich nach den Weltmeisterschaften im Herbst 2007 in das Leistungszentrum Frankfurt/O. zu wechseln, um sich unter Trainer Jörn Levermann auf die Sporthöhepunkte des olympischen Jahres vorzubereiten. "Damals setzte keiner mehr einen Pfifferling auf mich. Vor allem nach der Europameisterschaft des Vorjahres und den Welttitelkämpfen in Baku 2007 war ich wohl bei nahezu allen unten durch", erzählte Englich vom schweren Neustart an der Oder. Doch Trainer Jörn Levermann schaffte das Unfassbare: "Ich habe Mirko Englich nicht immer wieder seine Schwächen vor Augen gehalten, sondern seine Stärken !" Beruflich begann Englich eine sportgeförderte Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann in Eisenhüttenstadt, die in dieser Art einmalig in Deutschland ist und auch die Mannschaft im Leistungszentrum Frankfurt/O. tat ein Übriges, um beim Wittener wieder alte Tugenden zu wecken. Bei den deutschen Titelkämpfen im März noch in der Kritik des Bundestrainers Maik Bullmann, eroberte Englich nur einen Monat später mit einer hervorragenden Kampfleistung den Vize-Europameistertitel. Ende Mai dann beim 2. Olympia-Qualifikationsturnier in Novi Sad (Serbien) sicherte sich Mirko Englich das Ticket nach Peking.

"Ich muss zugeben, dass auch ich mich in Mirko getäuscht habe, mit dieser Leistung hat er sich zurück in die Weltspitze katapultiert", musste Bundestrainer Maik Bullmann schon bei der Europameisterschaft in Tampere seine Meinung über den Halbschwergewichtler relativieren.

Nun die Leistung von Peking, mit der Mirko Englich den Ringkampfsport aus der Bedeutungslosigkeit riss. Es ist eine Silbermedaille, die in besonderem Licht erscheint, wenn man bedenkt, dass es das erste Edelmetall seit 1996 ist, das von einem deutschen Ringer erkämpft wurde. Damals holte Thomas Zander (82 kg/KSV Aalen) Silber, der heutige Bundestrainer Maik Bullmann (90 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) Bronze im griechisch-römischen Stil, sowie Freistilspezialist Arawat Sabejew (100 kg/VfK Schifferstadt) der ebenfalls Bronze gewann, die letzten Medaillen für den DRB bei olympischen Wettkämpfen.

Nun die Erlösung für die DRB- Ringer, die mit den beiden Frauen Alexandra Engelhardt (48 kg/KSG Ludwigshafen) und Ex-Weltmeisterin Anita Schätzle (72 kg/WKG Metternich-Rübenach) weitere Eisen im olympischen Feuer haben, die im nächsten Abschnitt des olymischen Turnieres in Peking, am Samstag und Sonntag, auf die Matten müssen.

Mittwoch, 13. August 2008 - Alles Daumendrücken von Deutschland aus half nichts, mit Marcus Thätner (66 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) und Konstantin Schneider (74 kg/KSV Köllerbach) schieden am Mittwochmorgen die ersten beiden Griechisch-Römisch-Spezialisten aus dem olympischen Turnier aus.

Viele Ringkampffans, die früh aufstehen mussten, um die Vorrundenkämpfe der beiden DRB-Ringer erleben wollten, sahen kurz nach vier Uhr das Duell von Marcus Thätner gegen Darkhan Bayakhmedov (Kasachstan). Doch Thätner fand kein rechtes Mittel gegen den Asienmeister 2008, wurde in beiden Kampfrunden jeweils gerollt und verlor mit 0:2 Runden (1:2; 1:3). Blieb die Aussicht auf die Hoffnungsrunde, doch der Kasache scheiterte im Halbfinale am späteren Olympiasieger Steeve Guenot (Frankreich), womit auch die letzten Medaillenträume des Frankfurters geplatzt waren. Olympia von seiner härtesten Seite, so viel Hoffnung und Emotionen und alles in zwei Runden gepackt zu einer schmerzlichen Niederlage des jungen Frankfurters, der sich über Rang 18 wohl selbst am meisten ärgert.

Besser begann das olympische Turnier für Konstantin Schneider, der Messaoud Zeghdane (Algerien) mit 4:1 und 4:0 in zwei Runden klar bezwingen konnte. Doch schon im Viertelfinale dann die große Enttäuschung: Der derzeit wohl beste deutsche Ringer unterlag dem Europameister von 2007 und späterem Olympiasieger Manuchar Kvierkvelia (Georgien) in 0:2 Runden (0:3, 0:5). Der Sieg des Georgiers im Halbfinale ermöglichte Schneider die Teilnahme an der Hoffnungsrunde, über die der Saarländer noch in die Kämpfe um Bronze eingreifen konnte. Doch auch dort gab es eine böse Überraschung, denn Konstantin Schneider unterlag Christophe Guenot in 0:2 Runden (1:2, 1:2) und schied endgültig aus.

Am morgigen Donnerstag geht mit Mirko Englich (96 kg/KSV Witten/Leistungszentrum Frankfurt/O.) der letzte, deutsche Griechisch-Römisch-Spezialist ins Rennen, doch auch Englich griff recht unglücklich in den Lostopf und zog mit dem Koreaner Tae-Young Han einen ganz schweren Gegner, der sich als 3. der Asienspiele für Peking qualifiziert hat. Sollte er den starken Koreaner bezwingen, wartet im Viertelfinale kein Geringerer als der Olympiasieger von 2004 Karem Gaber (Ägypten) auf den deutschen Vize-Europameister von 2008. Gaber muss zunächst jedoch in seinem ersten Duell den Albaner Elis Guri bezwingen. 

In den Gewichtsklassen 84 kg und 120 kg scheiterten Jan Fischer (KSV Köllerbach) und Nico Schmidt (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) in den Wettkämpfen um die Olympia-Qualifikation, daher ist in diesen beiden Gewichtsklassen in Peking kein weiterer deutscher Athlet vertreten.

Dienstag, 12. August 2008 - Endlich geht es los - DRB-Ringer fiebern ersten Kämpfen entgegen

Am Mittwochmorgen ist es so weit, dann wird Marcus Thätner aus dem Leistungszentrum Frankfurt/O. als erster deutscher Ringer die olympischen Matten betreten. Endlich, möchte man sagen, die Zeit des Wartens, des Trainierens auf diesen einen Tag, diesen einen Moment hin, ist vorbei. Für Trainer Jörn Levermann, der ein Olympia-Tagebuch führt, gab es einige Dinge, Eindrücke und Geschichten, die er gerne in die Heimat weiter gegeben hätte, doch ist es nicht leicht, im olympischen Dorf einen freien PC-Platz zu ergattern.

Am Dienstag der erste Wettkampftag, ohne deutsche Beteiligung, "... aber da haben wir schon einmal olympisches Ringkampf-Fluidum geschnuppert, so der erfahrene Trainerfuchs, der nach dem Feinschliff nun Kopfarbeit mit seinen Athleten betreiben muss. "Endlich der erste Wettkampftag und wir haben gesehen, wie der Ablauf in der Halle so funktioniert, bei den ersten beiden Gewichtsklassen gab es es schon einige Überraschungen und Favoritenstürze", so Levermann. "Eine der etwas negativen Überraschungen betraf auch den in der Bundesliga für den 1. Luckenwalder SC ringenden Rumänen Diaconu, der gegen seinen chinesischen Gegner vom Kampfgericht um den Sieg gebracht wurde. "Erste Geschenke an den Gastgeber wurden also schon einmal verteilt", hofft der Frankfurter Stützpunkttrainer auf ein neutrales Kampfgericht bei den Kämpfen der deutschen Athleten.

Am Dienstag-Nachmittag 15:15 Uhr (Ortszeit) wurden dann die Kategorien 66 kg und 74 kg zur Waage gerufen. "Es gibt bei diesen hochkarätigen Teilnehmerfeldern keine einfachen Lose. Marcus Thätner hat es zunächst mit dem Asienmeister aus Kasachstan zu tun und würde im Falle eines Sieges gegen den Sieger aus der Begegnung Yanyan Li (China/Weltmeister 2006) und Iulian Panait (Rumaenien/2. EM 2008) kämpfen", so Jörn Levermann mit einem ersten Blick auf die Wettkampfliste. "Sollte er auch diesen Kampf gewinnen stünde er im Halbfinale, nach den heutigen Ergebnissen denke ich, dass die Chancen offen sind, alles ist dann möglich", durchdenkt der Coach den möglichen Weg seines Schützlings bis ins Halbfinale.

"Konstantin Schneider loste zum Auftakt den Algerier Mesaout Zeghdane und bei einem zu erwartenten Sieg muss der Saarländer gegen den Gewinner aus der Begegnung Manuchar Kvirkvelia (Georgien) und Christophe Guenot (Frankreich/3.der WM 2007)", kommentiert Levermann auch diese Auslosung von Konstantin Schneider, der nach einem weiteren Sieg im Halbfinale gegen Marc O. Madsen (Dänemark / 1.LSC) oder dem russischen Topfavoriten und Doppelolympiasieger Varteres Samugatschev treffen würde. "Übrigens treffen Madsen und Samugatschev bereits im ersten Kampf am frühen Morgen aufeinander, ein Kampf der es gleich in sich haben dürfte.

"Während der drei Wettkampftage bleibt kaum ein Auge für andere Dinge, getreu dem Spruch: ...erst die Arbeit und dann das Vergnügen", stürzt sich Levermann nun in seinen Job und wird zusammen mit Bundestrainer Maik Bullmann die Athleten entsprechend auf die Kämpfe einstellen.

Auch die Ergebnisse der anderen deutschen Athleten gehen nicht spurlos an den Ringern vorbei, "... gestern waren beim Essen und in unserem Haus doch einige enttäuschte und traurige Gesichter zu beobachten, sogar bittere Tränen bei Yvonne Bönisch nach ihrem frühen Abschneiden". Doch am Dienstag hellten sich die Minen auf, "die 2 Goldmedaillen am heutigen Abend kamen gereade zur rechten Zeit und machen uns für unser morgiges Turnier gute Hoffnugen", sieht Levermann in der steigenden Stimmung ein gutes Ohmen. "Wir fahren um 08 Uhr ab und gegen 10:15 ( 04:15 Uhr MEZ) muss Marcus Thätner im 6.Kampf auf die Matte, wenig später auch Konstantin Schneider - beide unmittelbar hintereinander. Auch etwas mehr Rückhalt von den Rängen wird es geben, denn die deutschen Ringerfrauen Alexandra Engelhardt und Anita Schätzle, samt Trainer Jürgen Scheibe trafen gestern in Peking ein.

Sonntag, 10. August 2008. Peking – Olympia – das große Ziel. Für viele Athleten bleibt das größte Sportfest ein Traum, doch drei Ringer aus dem Leistungszentrum Frankfurt haben ihn Realität werden lassen. Marcus Thätner (66 kg) und Mirko Englich (96 kg) lösten beim 2. und letzten Olympia-Qualifikationsturnier in Novi Sad (Serbien) ihr Ticket für die Olympischen Spiele. Im Nachgang wurde auch Frankfurts Stützpunkttrainer Jörn Levermann nachnominiert, da am Dienstag mit Konstantin Schneider (74 kg/KSV Köllerbach) und Marcus Thätner (66 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) gleich zwei deutsche Athleten antreten werden, die nicht gleichzeitig von Bundestrainer Maik Bullmann allein betreut werden können.

Am Donnerstagabend flogen die deutschen Griechisch-Römisch-Spezialisten ab München nach China und sind nach 10-stündigem Flug gut in Peking gelandet.

„Man hat uns viel über das Verkehrschaos, welches dort herrschen soll, erzählt, doch wir sind vom Flugplatz bis ins Olympische Dorf ganz optimal und ohne Probleme durchgekommen. Kaum Verkehr und nette, hilfsbereite und freundliche Chinesen“, so die erste Eintragung von Trainer Jörn Levermann in das OLYMPIA-TAGEBUCH.

„Das olympische Dorf ist wirklich ein Hammer, traumhaft angelegt und auch die Zimmer, die wir nach Anreise und Akkreditierung bezogen haben, sind nett und freundlich eingerichtet“, so die ersten Eindrücke der deutschen Ringer. Dann ging es auch gleich zur Eröffnungsveranstaltung. Konstantin Schneider, Mirko Englich, Mannschaftsarzt Dr. Theo Steinacker und Trainer Jörn Levermann stürzten sich gemeinsam mit den vielen Sportlern und Funktionären aus den anderen Sportarten ins Gewühl des Einmarsches, während sich Bundestrainer Maik Bullmann und DRB-Sportdirektor Detlef Schmengler die bunte Show von den Zuschauerrängen aus ansahen. Marcus Thätner blieb im olympischen Dorf und folgte der Veranstaltung auf einer Großbildleinwand. „Es war einfach ein fantastisches, ja unglaubliches Erlebnis, das man wohl sein ganzes Leben nicht mehr vergessen wird“, gibt Jörn Levermann seine Eindrücke wieder.

Am Samstagvormittag wurde eine Trainingseinheit absolviert, danach erkundeten die deutschen Mattenfüchse das riesige, Olympische Dorf.

Am Samstagabend statteten Englich und Co. dem "Deutschen Haus" einen ersten Besuch ab. „Interessant, wer dort alles zu treffen ist, von Vertretern aus Politik, Medien und Wirtschaft auch eine Reihe erfolgreicher Athleten vergangener Tage und der Gegenwart“, gibt es dort viel Gesprächsstoff über die aktuellen Dinge rings um das sportliche Geschehen in Peking.

Wie die Fernsehübertragungen zeigten, regnete es am Sonntag heftig, „… der Asphalt dampft, zu sehen ist bei diesem nebligen Wetter fast nichts, zu beneiden sind die Athleten nicht, die heute im Freien um die Medaillen kämpfen müssen.“ Gut haben’s da die Ringer, die nicht den äußeren Witterungsbedingungen ausgesetzt sind. Die Bedingungen für sie sind gut, die Trainingsanlage befindet sich in einem Gymnasium, wo auf 5 Etagen jeweils drei Matten ausliegen. „Wir müssen, um dort hin zu gelangen, ca. 40 Minuten quer durch die Stadt fahren. Super ist die so genannte "Olympialine", auf der nur Fahrzeuge fahren dürfen, die für Olympia im Einsatz sind, sonst würde hier alles im Verkehrschaos ersticken“, so die Eindrücke von Jörn Levermann über das vergangene Wochenende. Natürlich bleibt auch Zeit, um bei anderen Sportarten vorbei zu schauen, am Sonntag besuchte die Ringercrew das erste Spiel der deutschen Handball-Männermannschaft, die gegen Südkorea gewann.

Am heutigen Montag geht es für die deutsche Greco-Auswahl erstmals in die Wettkampfanlage zum Training. „Wir sind schon darauf gespannt, denn es soll eine tolle Halle sein“, kennt Marcus Thätner die 8000 Zuschauer fassende Sportarena in der Landwirtschafts-Universität Peking bislang nur aus den Erzählungen seines Trainingskameraden Ricardo Melz, der vor genau einem Jahr bei den Juniorenweltmeisterschaften 2007, die als Olympia-Generalprobe galten, Bronze geholt hatte. 

Am Montag steigen die Ringer mit den ersten zwei Gewichtsklassen (55 und 60 kg) ins Olympiageschehen ein. Wiegen, Auslosung, medizinische Kontrolle steht für dieses Limit an, bevor sie am Dienstagmorgen auf die Matte dürfen. Leider haben es in diesen beiden Gewichtsklassen Florian Crusius (55 kg/Leistungszentrum Frankfurt/O.) und Heinz Marnette (60 kg/SC Anger) nicht geschafft, sich für das olympische Turnier zu qualifizieren. „Aber dafür können wir uns schon einmal einen Überblick über den Ablauf verschaffen“, steigt auch bei Trainer Jörn Levermann das Wettkampffieber. "Marcus Thätner und Konstantin Schneider sind gleich am Mittwoch die Nächsten, die auf die olympischen Matten müssen, nachdem sie am Dienstagnachmittag gewogen werden und dabei hoffentlich auch gute Lose ziehen", so der fromme Wunsch Levermanns. Das Daumendrücken aus Frankfurt/O., ja aus ganz Ringerdeutschland wird die beiden ersten Starter dabei begleiten.