WM in Herning – Abschlussbericht


Deutsche Ringer erstmals seit 1990 ohne WM-Medaille

 

Herning - Der Deutsche Ringer- Bund blieb bei der Weltmeisterschaft in Herning (Dänemark) erstmals seit der Vereinigung der beiden deutschen Verbände 1990 ohne Medaille. Eine ernüchternde Bilanz, die erst am letzten Wettkampftag durch die beiden 5. Ränge von Konstantin Schneider (74 kg/KSV Köllerbach) und Nico Schmidt (120 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) etwas verbessert wurde. Überhaupt rissen die Griechisch-Römisch-Spezialisten von Bundestrainer Maik Bullmann die Gesamtbilanz des DRB nach oben und ließen zudem die 500 mitgereisten, deutschen Schlachtenbummler an den letzten beiden WM-Tagen noch einmal feiern, nachdem diese eine bislang triste Woche in Dänemark erlebten.


Alexandra Engelhardt (51 kg/KSG Ludwigshafen) mit Schulterverletzung, Stefanie Stüber (63 kg/VfK Schifferstadt) mit Knieproblemen, Davyd Bichinashvili (84 kg/VfK Schifferstadt) gab nach Oberschenkelverletzung auf – klingt alles nach Ausflüchten und Ausreden. Dennoch, der DRB war bei den Frauen- aber auch bei den Freistil-Männern mit dem letzten Aufgebot in Herning. „Einige unserer Ringer- und Ringerinnen hätten hier gar nicht starten dürfen“, fielen vor allem Sportdirektor Detlef Schmengler die berufs- und verletzungsbedingten Trainingsrückstände auf die Füße, denn der muss das Debakel am kommenden Freitag, bei der Klausurtagung des DRB in Würzburg begründen. DRB-Präsident Manfred Werner kündigte personelle Konsequenzen im Trainerbereich an, die Begründungen der schlechten Wettkampfleistung seiner Athleten ließ er nur bedingt gelten. „Man kann verlieren, aber die Frage ist doch wie man verliert“, verwies Manfred Werner vor allem auf Maria Müller (67 kg/SV Lok Altenburg), die innerhalb ihrer Ausbildung zur Polizistin mehrere Prüfungen absolvierte und sozusagen aus dem Stand zur Weltmeisterschaft fuhr. Gleich im Auftakt-Duell zeigte ihr US-Girl Adeline Gray ab Runde zwei die Grenzen auf. Auch die 500 deutschen Schlachtenbummler retteten sich von Kampf zu Kampf, die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. Doch die Hoffnung starb eben nicht, denn Schmidt, Schneider, Thätner aber auch Oliver Hassler ließen die große, deutsche Fangemeinde noch einmal jubeln. Beim Duell von 'Kosta' Schneider gegen den Türken Seicuk Cebi waren die Schwarz-Rot-Goldenen auf der Tribüne gar lauter als die überschwänglichen Türken. Weltmeisterlich eben – zumindest auf den Rängen.

 

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Bichis WM-Aus - die Hände vors Gesicht geschlagen - ratlose Gesichter - sicher auch beim DRB wegen der mageren Ausbeute der deutschen Ringer


Der Blick richtet sich auf London 2012, die WM in Herning warf viele Fragen auf, die beantwortet werden müssen, so dass der Zug nach London schnell Fahrt aufnimmt. Neue Sportler kann man sich beim DRB nicht backen, doch die müssen beim Jahres-Höhepunkt zumindest fit sein und dafür sind eben die Trainer zuständig. Die Griechisch- Römisch-Spezialisten waren es und haben gezeigt, dass der DRB zumindest in dieser Stilart von der Weltspitze gar nicht all zu weit entfernt ist.


Jörg Richter, 29.09.2009