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Bericht 3. Kampftag: RSK Gelenau – RV Thalheim (23.09.23)

750 Fans erleben rassiges Duell

Kämpfer und Fans der Thalheimer Ringer haben am Sonnabend ein 21:9-Triumph jubeln dürfen. Dass das Derby so eindeutig an die Gäste ging, lag vornehmlich am Gelenauer Dilemma. Auch der RVT II siegte im Vorkampf mit 23:12 ähnlich deutlich.


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von Thomas Schmidt ("Freie Presse")

GELENAU - Wer genau in die Gesichter bei der Präsentation der Mannschaften geschaut hat, konnte schon vor dem ersten Pfiff erkennen, dass irgendetwas im Lager des RSK „Jugendkraft 1898“ Gelenau nicht stimmte. Da half auch nichts, dass die Halle bei den Einmarschsongs vibrierte und Rauchfontänen aufstiegen. Die mit viel Aufwand organisierte Show vor mehr als 750 Leuten verpuffte – zumindest aus Gelenauer Sicht.

Die Zahlen nach dem 9:21 gegen den RV Thalheim, der die Schwachstellen gnadenlos nutzte, lesen sich für die Gastgeber ernüchternd: 0 Tabellenpunkte, 4:6 Siege, 43:81 technische Zähler. „Wir hatten schon nach dem Wiegen verloren“, sagte RSK-Trainer Björn Lehnert. Denn nachdem ihm beide Schwergewichtler ausgefallen waren – Kurniczak bei der WM, Wojchiechowski verletzt – kam Majka noch mit Übergewicht auf die Waage. „Bei der Probe hatte er 300 Gramm Luft, beim offiziellen Wiegen 300 zu viel. Wie das geht, weiß ich nicht“, erklärte Lehnert mit verbitterter Miene.

Also waren drei vermeintliche Siegringer des RSK geplatzt. Dass der konsternierte Marcin Majka auch auf der Matte verlor, tat nichts zur Sache. Die Thalheimer ließen sich im Gefühl des sicheren Erfolges aber nicht einlullen, sondern rangen den Abend konzentriert durch. Meist siegte ihre Routine – etwa bei Zsombor Gulyás, Kevin Mehlhorn, Radoslaw Dublinowski und Martin Hettler, die alle vier oberen Kategorien deutlich für die Drei-Tannen-Städter entschieden. Nur einmal behielt ein Heißsporn die Oberhand – Niklas Nimtz über den 25 Jahre älteren Dauerbrenner Daniel Franke. „Ich habe bis zum Ende Druck gemacht, hätte auch noch einen Angriff starten können“, beteuerte der 19-Jährige zufrieden. Dass ausgerechnet der Routinier einen kleinen taktischen Fehler machte, wurmte ihn. „Ich hätte raustreten sollen, dann hätte es nur eine Eins statt der entscheidenden Zwei gegeben“, so der Veteranenweltmeister, der wegen seiner ganzen Erfahrung zunächst in Führung gegangen war. „Ein verdienter Sieg“, wertete auch Thalheims Trainer Steffen Richter den Ausgang dieses mit Spannung erwarteten Duells.

Zu dem Zeitpunkt – es war der dritte der zehn Kämpfe – bebten die Fanlager im Sportareal noch auf Augenhöhe, später verschafften sich die Thalheimer immer mehr Gehör. Neben seinen Routiniers war Richter vor allem von Jakub Jagusz und Dennis Aleksandryuk angetan, die zwei der als offen eingestuften Vergleiche für die Gäste recht sicher gewannen. Und es hätte sogar noch besser für sie ausgehen können, da Niclas Eichhorn im letzten Kampf mit der schönsten Technik des Abends – einem perfekten Schulterschwung – den Ex-Bundesliga-Ringer Seyran Simonyan kurzzeitig schockierte. Doch der drehte später ein 0:6 noch zum 11:6.

Fazit: Der RSK Gelenau war am Samstag zu instabil, um dem RV Thalheim Paroli bieten zu können. Doch beide Mannschaften wissen, dass am 18. November im Rückkampf die Karten neu verteilt werden. Dann steigt der Puls bei allen – zumindest, wenn nicht wieder ein Trio ausfällt.

Thomas Schmidt ("Freie Presse"), 24.09.2023. Fotos: Claudia Lohr-Werner.

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