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Europameisterschaften in Istanbul

Ringer-Hoffnungen erfüllen sich nicht ganz am Bosporus

Nach dem hervorragenden fünften Platz in der Vorwoche durch Freistiler Benjamin Opitz waren am vergangenen Wochenende bei den Junioren-Europameisterschaften in Istanbul die Klassiker gefordert. Alexander Tyschkowski als auch vor allem Peter Haase aus dem Bundesliga-Team des RV Thalheim sind mit insgesamt drei Niederlagen auf den Rängen 19 und elf heimgekehrt.

 
von Michael Thriemer
 

ISTANBUL - Neuling Alexander Tyschkowski vom Ringerverein Eichenkranz Lugau hatte im Limit bis 96 Kilogramm genau wie sein 55 kg-Pendant das Pech, gleich schon in der Qualifikation auf spätere Medaillen-Gewinner und Fall Peter Haase gar auf den neuen Vize-Europameister zu treffen.

So war der Nikoloz Kakhelashvili für "Tyschi" eine Nummer zu groß bei der vorzeitigen 8:0-Niederlage. Da der Georgier im folgenden Achtelfinale gegen den späteren Goldmedaillengewinner Orkhan Nuriyev mit 2:5 die Segel streichen musste, über die Hoffnungsrunde aber noch zu Bronze kam, war das Turnier für den erstmalig bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung antretenden 19-jährigenschon  nach einem Duell alles vorbei. "Dennoch eine große Erfahrung für ihn, auch die Teilnahme an sich war schon ein toller Erfolg", so RVT-Vereinschef Holger Hähnel, der sich wie die Fans bereits auf die Auftritte in der zweiten Ringer-Bundesliga freut.

Noch härter traf es den durchaus mit einer Medaille liebäugelnden Peter Haase. Er zog bei der Auslosung für die Quali-Runde den amtierenden Welt- und Europameister Murad Mammadov aus Aserbeidschan. Folglich hieß es vorzeitig 0:11 und lange musste gehofft werden, dass der starke Gegner ins Finale vorstößt. Dem war auch so, wobei Mammadov seinen Titel an den Georgier Irakli Shavadze verlor (0:6).  So ging es also über die Hoffnungsrunde weiter, die folglich erst am späten Nachmittag stattfand. Hier wartete der körperlich extrem starke Ungar Erik Torba. Bis knapp viereinhalb Minuten Kampfdauer (gerungen wurde analog der Bundesliga zweimal drei Minuten) lag der junge Thalheimer mit 4:1, erzielt durch zwei Armdrehschwünge, in Front, gab dann aber eine Rolle sowie eine weitere Zweier-Wertung ab. Bis zum Schluss probierte er alles, ging auch über die seine Grenzen, konnte aber die knappe und fast schon tragische 4:5-Niederlage nicht mehr abwenden.

"Das wird ihn sicher selbst am meisten geärgert haben", meinte Mutter Sylvett, die im heimischen Zwönitztal mit der gesamten Ringerfamilie Haase und auch anderen Fans die hervorragenden Live-Übertragungen aller drei vorhandenen Matten im Internet verfolgte. Gehandicapt war ihr Filius durch eine Trainingsverletzung am Wochenende kurz vor der Abreise, deren Auswirkungen vielleicht die letzten Körner fehlen ließ. Ob Bundestrainer Maik Bullmann nun eine Nominierung für die Weltmeisterschaften im August in Salvador de Bahia, Brasilien, vornimmt bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre des dem sympathischen Drei-Tannen-Städter, der sich insgesamt dennoch sehr ordentlich präsentierte.

Im Großen und Ganzen teilten sich die beiden Altkreis-Starter in das Schicksal zahlreicher anderer Deutscher Athleten. So kam beispielsweise Deutschlands Männer-Champion Christopher Krämer (TSV Westendorf) in der Gewichtsklasse bis 60 kg nicht über Platz zehn hinaus. Einzig dem Lichtenfelser Hannes Wagner (74 kg) gelang es, in die Phalanx der bärenstarken Nationen wie Türkei, Georgien oder Aserbeidschan einzubrechen - er sicherte sich sensationell Gold mittels knappen Punktsieg über den Türken Furkan Bayrak und sorgte für Jubel im deutschen Lager.


Kurzinterview mit Peter Haase

Unmittelbar nach der Landung am Frankfurter Flughafen hatte Michael Thriemer Gelegenheit, ein paar Worte mit Peter Haase zu wechseln.

Michael Thriemer: Hallo Peter, wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Peter Haase: Wir sind gerade auf dem Frankfurter Flughafen gelandet und warten jetzt am Bahnhof auf unseren Zug gen Heimat, die Reise verlief problemlos.

M.T.: Wie schätzt du deine Leistung in Istanbul ein?
P.H. Natürlich bin ich enttäuscht, denn ich hatte es selbst in der Hand nach einer Medaille zu greifen.

M.T.: Gibt es schon eine Rückmeldung vom Bundestrainer (Maik Bullmann) bezüglich einer Nominierung zur WM in Brasilien?
P.H.: Ich denke es wird eher nichts, das ist natürlich schade aber nicht zu ändern.

M.T.: Wie sieht dann der weitere Werdegang aus?
P.H.: Ich werde nun wohl mit dem RVT ins Trainingslager nach Zinnowitz reisen (Mitte Juli), dann geht die Vorbereitung auf die Bundesliga los. Auch gewichtsmäßig möchte ich ein wenig zulegen.

M.T.: Was sind deine Ziele in naher Zukunft?
P.H.: Auf jeden Fall werde ich weiterkämpfen, ich denke das zahlt sich irgendwann aus. Ab September beginne ich den Bundesfreiwilligendienst in Leipzig, da kann ich weiterhin sehr gut trainieren und mich um meine Schwester Emilie kümmern, die ebenfalls nach Leipzig an die Sportschule kommt.

M.T.: Danke Peter und eine gute Heimreise!


Text: Michael Thriemer.

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